Tod in der Timeline
Der Anschlag in Nizza und der Putschversuch in der Türkei waren globale Medienereignisse. Auch in den sozialen Netzwerken hat sich das widergespiegelt. So bekam man über Twitter oder Facebook nahezu in Echtzeit ungefilterte Eindrücke vom Geschehen, inklusive verstümmelter Menschen.
Die Gewalt der Realität trifft so ungefiltert auf den Nutzer. Unmittelbar wird er mit grausamen und verstörenden Inhalten konfrontiert. Oft sogar, ohne dezidiert danach zu suchen. Die Livestreams werden zum neuen Live-Horror, schreibt der Blogger und Netzaktivist Johnny Haeusler.
Es rasselt da in deinem Nachrichtenstrom runter, in deiner Blase. Du wirst direkt damit konfrontiert und kannst dich auch gar nicht davor schützen. – WIRED Germany-Redakteur Max Biederbeck
SEK gegen Hasskommentare
Noch viel häufiger werden Nutzer mit dem ungefilterten Hass anderer Menschen konfrontiert. Deshalb hat die Politik den sozialen Medien wie Facebook eine „freiwillige Verpflichtung“ auferlegt, selbst gegen Hasskommentare vorzugehen und diese zu löschen.
Dass der Staat auch selber Grenzen zieht und diese überwacht, wollte die Staatsanwaltschaft Kempten im Allgäu zeigen. In einer konzertierten Aktion ging sie mit anderen Behörden in 13 Bundesländern gegen Betreiber und Mitglieder einer geheimen Facebook-Gruppe namens „Großdeutschland“ vor. Dort sollen Nutzer strafwürdig gehetzt haben.
Die Gruppe hatte einhundert Mitglieder. Damit ist ein öffentlicher Raum gegeben. Da wurde bestimmter Content gepostet und das reicht für einen Anfangsverdacht. – Max Biederbeck über die Begründung der Staatsanwaltschaft für die Großrazzia
Ist das Strafgesetz das richtige Mittel gegen Hass im Netz und der Gesellschaft? Und wie verändert die unmittelbare Gewalt im Internet unser Leben? Über diese Fragen hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Max Biederbeck von der WIRED Germany gesprochen.