Wut wird zu Geld
Die Formel scheint sehr simpel zu sein: Ein Thema, das uns wütend macht, erhält unsere Aufmerksamkeit. Webseiten mit Aufregerthemen werden häufig geklickt und häufig geklickte Webseiten sind für Werbepartner interessant. Daraus folgt: Webseiten mit Themen, die unseren Blutdruck hochtreiben, haben entsprechend große Einnahmen, da Anbieter dort gern Werbung schalten. Dabei hat die gezeigte Werbung oft gar nichts mit dem Inhalt der Seite zu tun. Denn Werbekunden schalten Werbung in der Regel über große Werbenetzwerke und auf tausenden Webseiten.
Hashtag ins Wespennest
Gerald Hensel hat mit dem Hashtag #KeinGeldFürRechts Werbeagenturen und ihre Auftraggeber darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Werbung auf rechtspopulistischen Seiten landen kann. Was nicht nur ein potentieller Imageschaden sein kann, sondern eben auch bedeutet, dass man die Macher damit finanziell unterstützt. Eine Liste mit Seiten, die er ausgemacht hat, lieferte Hensel damals mit. Danach wurde er zum Ziel eines Shitstorms.
Ihn hat eine große Welle von Hate-Tweets und -Messages erreicht. Er wurde bedroht und beschimpft. Zwischenzeitlich tauchte er sogar in einem Hotel unter. In Zeiten von Lügenpressevorwürfen, Fake-News, vermeintlicher Zensur und „alternativen Medien“ hatte Hensel offenbar in ein Wespennest gestochen. Eines, mit dem er sich nun stärker auseinandersetzen will.
Fearless Democracy
Hensel hat seinen damaligen Arbeitgeber Scholz & Friends inzwischen verlassen und wendet sich nun einem neuen Projekt zu: „Fearless Democracy“. Ein Verein, mit dem er Nutzerinnen und Nutzern die Mechanismen der „Hate Economy“ bewusst machen will. Gegenüber der Werbeindustrie heißt die Forderung:“Stop Hatevertising!“. Marketingfirmen sollen zumindest genau darüber nachdenken, auf welchen Seiten sie Werbebanner schalten. Abseits dessen soll „Fearless Democracy“ ein Netzwerk sein, das denjenigen beisteht, die wie er Ziel eines Shitstorms werden.
Was Gerald Hensel an Erfahrungen aus dem Shitstorm mitgenommen und welchen Einfluss dieser auf sein neues Projekt hat, erklärt er im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel.
Redaktion: Alexander Goll