Wer sich als Gamer überlegt, in naher Zukunft eine Spielkonsole zu kaufen, kommt an X-Box One und Playstation 4 nicht vorbei. Eine wesentlich günstigere Variante für so genannte Casual-Gamer könnten bald Spielekonsolen werden, die wie die Ouya auf Android basieren. War das Betriebssystem Android bisher vor allem auf Smartphones und Tablets präsent, soll es nun auch den Spielekonsolenmarkt erobern.
Google mit eigener Spielekonsole?
Android gehört zu Google, das zwar noch keine eigene Konsole herstellt – seit einiger Zeit mehren sich jedoch die Gerüchte zu einer Google-Spielekonsole.
Für wen sich die Android-Spielekonsolen lohnen und ob sich die neuen Konsolen gegen die Platzhirsche von Microsoft und Sony durchsetzen können, hat uns Markus Schwerdtel vom Spielemagazin GamePro erklärt.
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+++ Das Gespräch zum Mitlesen +++
Ich habe gerade schon gesagt, die sind unglaublich billig zumindest im Vergleich zu den großen Konsolen also 100 Euro im Vergleich zu 400 oder 500 Euro. Was können die denn dafür?
Naja, man muss immer sehen was da verbaut wird. Das ist quasi Technik, die auch in einem modernen Handy zum Beispiel drinsteckt und die ist einfach nicht so teuer wie eine Hochleistungskonsole, das ist ganz klar. Also, wenn wir jetzt gerade die Ouya als Beispiel nehmen, da ist ein Tegra-3 Chip drin,das ist halt guter Androidstandard zur Zeit.
Also Handystandard, jetzt kann ich mir das so einigermaßen vorstellen von der Grafik, aber das kann dann nicht mithalten mit den großen Konsolen.
Nein, kann es tatsächlich nicht. Die halten gerade mal so mit der akutellen Konsolengeneration mit, das schon, also gerade, wenn es aufwändigere Spiele sind, dann sehen die tatsächlich ziemlich gut aus. Aber mit einem modernen PC oder den kommenden Konsolen, da kommen die überhaupt nicht hin. Muss aber auch gar nicht sein, denn sie ja einfach auch billiger, muss man ja sagen.
Und genau das ist sicherlich ein Grund, dass dieser Markt gerade wächst, oder dass es mehrere Konsolen gibt. Was sind denn noch die Vorteile dieser Androidkonsolen, was muss da noch mit drinstecken?
Ja, sie verbinden diesen innovativen Hardware-Ansatz, dass sie eben Handyhardware nehmen, meistens auch mit einem coolen Geschäftsmodell. Also gerade bei der Ouya ist es ja so, da ist es Vorgabe für alle Entwickler, dass sie zum Beispiel irgendeine kostenlose Version von ihrem Spiel zur Verfügung stellen müssen. Sei es nun als Demo, oder auch, dass das erste Level kostenlos ist. Man kann quasi als Spieler alles erst mal ausprobieren, bevor man da wirklich das Geld rauslatzt. Das ist ja auch ein Unterschied zu den großen Konsolen. Und das ist schon ein gutes Konzept. Und was beim Gamestick, das ist auch eine Androidkonsole, der Unterschied ist, es ist einfach wahnsinnig klein und portabel, ich kann das Ding überall mit hinnehmen und steck dann einfach nur so einen kleinen USB-Stick in meinen Fernseher und habe quasi die Konsole immer dabei, auch ein Vorteil.
Also eher so etwas für denjenigen, der mal nebenbei spielt oder das Ding mitnehmen will.
Also tatsächlich habe ich selber auch eine Ouya, ich bin einer der ersten Kickstarter gewesen, das ist ja ein Croudfunding-Projekt gewesen, und ich habe die halt als, naja, als Dritt- oder Viertkonsole. Also es ist nicht nur, dass es nur casual ist, es gibt wahnsinnig gute Indiespiele darauf und auch viele, schon auch anspruchsvolle Sachen. Aber es ist halt kein, es ist nicht das Zentrum meines Wohnzimmers. Also man kann sich das auch als echter Gamer hinstellen, aber halt dann wirklich nur als Dritt-, Viert-, Fünftkonsole.
Sie haben gerade angesprochen, dass es ein Crowdfunding-Projekt war, also die Entwickler haben Geld gesammelt, online von Unterstützern. Ist das bei all diesen Projekten so oder stecken da auch große Firmen dahinter?
Es ist bei Gamestick und Ouya war es tatsächlich so – Das waren beides crowdfunding-Projekte. Aber es gibt zum Beispiel auch Nvdia-Shield, das ist von Nvidia, dem Grafikchip-Hersteller. Das ist tatsächlich von einer größeren Firma und es ist auch ein bisschen teurer das Gerät, und ein bisschen schneller mit einem Grafikchip und da merkt man schon: Die wollen da mitspielen in diesem Android-Konsolenmarkt, weil die auch merken: Da rührt sich gerade etwas und da ist gerade Bewegung drin.
Das ist ja gerade so die Nische zwischen einem Hochleistung-Smartphone und einer Hochleistungskonsole und irgendwo dazwischen sitzt jetzt diese Android-Konsole. Ist das wirklich ein Markt, in dem es sich lohnt drei oder vier Modelle reinzuschmeißen?
Es ist ja ein neues Feld. Und es ist wie immer wenn etwas neues passiert: Es wird sich alles bereinigen. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass die Ouya überlebt und der Gamestick zum Beispiel nicht. Oder das die Nvida Shield als Experiment irgendwann abgeschrieben wird. Ob sich das lohnt, das müssen die Junge selber wissen. Auf alle Fälle schwierig ist es für Entwickler: Denn die haben momentan das Problem: Für welches Gerät bringen sie ihre Spiele und kann man damit Geld verdienen? Deshalb sieht man derzeit gerade auf der Ouya auch sehr, sehr viele Umsetzungen von Handyspielen, die einfach mit wenig Geld zu machen sind, weil es noch sehr wackelig ist. Man weiß noch nicht so richtig: Kann ich davon reich werden oder kann ich davon überhaupt leben? Und deshalb lieber erstmal auf Nummer sicher.
Also soweit zum Geschäftsmodell. Android das Betriebssystem, auf dem das basiert, stammt ja vom Internetgiganten Google und hat auch immer wieder Probleme mit der Sicherheit der Daten der Nutzer. Ändert sich das jetzt mit den Konsolen oder werden diese Probleme weiter existieren?
Was da auf diesen Konsolen läuft ist ja eine stark abgewandelte Version von Android. Also es ist schon so: Es ist im Kern das Gleiche wie auf Handys, aber zum Beispiel bei der Ouya hab ich eine ganz andere Benutzeroberfläche, hab ein eigenes Accountsystem, wo dann eine Kreditkarte hinterlegt ist. Es mag schon sein, dass es da Datenschutzprobleme gibt, aber das sind dann andere als auf dem Handy. Also es ist schon stark modifiziert.
Jetzt stellt Google ja Android nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit zur Verfügung – es ist zwar OpenSource – aber man munkelt, dass sie auch Pläne verfolgen, eine eigene Konsole auf dem Markt zu bringen. Ist denn da was dran?
Ja, das hört man ja immer wieder, dass Google, aber vielleicht auch Apple in den Konsolenmarkt schielt und da einsteigen will. Was dann ist, das wissen nur die Junges im MountainView selber. Gesehen hat man bisher noch nichts. Aber es würde mich tatsächlich nicht wundern, wenn es über kurz oder lang so etwas ähnliches wie eine Ouya oder einen Gamestick tatsächlich direkt von Google gäbe.
Also entwickelt sich da wirklich noch eine Subkultur der Konsolen unterhalb der großen Konsolenhersteller?
So eine kleine Gattung zwischen Highend und Wohnzimmerkonsole, Ja genau.