Haben Sie auch eine Schublade zuhause, in der ein riesiges Wirr-Warr aus alten Ladegeräten rumliegt?
Spätestens derjenige, dessen Handy-Akku mal leer war und der das Telefon dringend brauchte, wird wissen: die Suche nach einem richtigen Ladekabel in der Nähe wird nicht selten zur Odysee. Unendlich viele Stecker und Anschlüsse gibt es da.
Ein Problem, dass eigentlich schon aus der Welt sein sollte. Ist es aber nicht. Die EU-Kommission hatte gemeinsam mit den Herstellern vor zwei Jahren mit den Handy-Herstellern das Eisen schon mal angepackt.
Warum es immer noch kein einheitliches Ladekabel gibt und ob das noch kommt, erklärt Marcus Engert im Kollegengespräch.
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So zum Einstieg, Marcus: Wo liegt eigentlich das Problem?
Die Frage kann man von zwei Seiten beantworten. Für dich und mich und uns alle ist natürlich das Problem, dass einem immer dann keiner mit einem Ladegerät helfen kann, wenn man es mal braucht. Da passt der Stecker von Sony Ericsson eben nicht ins Nokia, und das Apple-Kabel nicht ins Samsung. Das nervt einfach im Alltag.
Das andere ist, dass Handys ja so im Schnitt alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Und die ganzen Ladegeräte liegen dann irgendwo rum. Alleine so kommen jedes Jahr mehr als 50.000 Tonnen Elektroschrott zusammen.
Und da hat sich die EU gedacht: helfen wir mal der Umwelt und den Kunden?
Eigentlich haben sich das fast alle Beteiligten gedacht. Vor etwas mehr als vier Jahren haben die Hersteller eine gemeinsame Lösung vorgestellt. Unter Druck: schon damals hatte die EU-Kommission mit einer Zwangsregelung gedroht. Vor etwas mehr als zwei Jahren hatten die meisten Hersteller dann gesagt: ‚Wir machen das jetzt. Freiwillig – und mal für zwei Jahre.‘ Und diese Zeit ist nun auch rum. Und es gibt keine Nachfolgeregelung.
Das heißt was konkret? Kehren die jetzt wieder dahin zurück, dass jeder seinen eigenen Stecker baut?
Das ist zumindest das, was der zuständige Industrie-Kommissar der EU befürchtet. Der hat jetzt nämlich erklärt: wenn die Hersteller das nicht selbst machen, will er sie allesamt dazu verpflichten.
Wird das dann jetzt wieder vier Jahre dauern?
Es sieht nicht so aus. Der EU-Kommissar hat den Herstellern bis Ende dieses Monats Zeit gegeben. Wenn die dann keine gemeinsame Lösung vorlegen, will er sie einfach dazu verpflichten.
Wie wurde das denn bisher gelöst? Und haben da alle mitgemacht?
In dieser freiwilligen Phase, die jetzt ausgelaufen ist, war die Wahl auf den sogenannten Micro-USB-Anschluss gefallen. Das ist also ein kleinerer, dünner USB-Anschluss. Der kann Daten übertragen, aber eben auch Strom. Das hat man ja vielleicht auch mitbekommen: in den letzten zwei Jahren war es immer öfter der Fall, dass jemand so ein USB-Kabel irgendwie dabei hatte. Micro-USB haben auch andere Geräte: Kameras zum Beispiel oder mp3-Player. Und mitgemacht haben eigentlich die meisten: Nokia, Sony Ericsson, Apple, Motorola und Samsung. Wobei man bei Apple sagen muss: die lösen das nur mit einem Adapter. Die haben also nach wie vor einen eigenen Anschluss, Lightning genannt. Und für den gibt’s dann einen Adapter auf Micro-USB.
Und wie geht das Ganze jetzt weiter? Kommt ein Anschluss für alle?
Also, international ist in diesem Feld schon Bewegung. In Großbritannien zum Beispiel will O2 ab 2015 alle neuen Handys und Smartphones nur noch ohne Ladekabel ausliefern. Der Hersteller hat dort das HTC One X+ sogar schon ohne Ladekabel verkauft. Auch in Deutschland prüft man bei O2 diesen Schritt.
Und der Industriekommissar sagt: mit Handys soll nicht Schluss sein. Der will dieses Bestreben, ein Ladekabel-Anschluss für alle, auch auf andere Geräte ausweiten. Laptops und Tablets zum Beispiel.
Was die Handys betrifft, muss man mal schauen. Ein europaweit einheitliches Handy-Aufladegerät wurde schon vorgestellt. Die EU-Kommission rechnet außerdem damit, dass die Preise für solche Aufladegeräte sinken werden – weil es eben viel mehr haben waren. Und nachdem das jetzt ohnehin schon so verspätet ist, nehme ich schon an, dass da jetzt Druck gemacht wird – und Micro-USB bald der Anschluss ist, mit dem alle Handys aufgeladen werden.
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