Jahrelang durften Fahrräder nur mit Dynamo-Licht unterwegs sein. Trotzdem haben viele Radfahrer alternativ bereits batterie- oder akkubetriebene Anstecklichter genutzt. Der Vorteil: Wenn das Rad steht – zum Beispiel an einer Ampel – hat der Fahrradfahrer dank der Extra-Leuchte noch Licht.
Dynamo oder Batterie- bzw. Akkulichter – Was ist besser?
Der Haken an der Sache ist jedoch: Wer bisher mit einer solchen Lampe erwischt worden ist, dem hat ein saftiges Bußgeld gedroht. Doch seit einer Gesetzesänderung im August dieses Jahres dürfen nun auch Batterie- und Akkuleuchten als Fahrradlicht verwendet werden.
Ob die Batterie- und Akkuleuchten überhaupt gut genug sind, um eine Dynamo-Lichtanlage zu ersetzen und worauf man beim Kauf achten sollte, darüber haben wir mit Herbert Noll von der Stiftung Warentest gesprochen.
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+++ Das Gespräch zum Mitlesen +++
Mein Fahrrad hatte schon immer eine Dynamo-Leuchte. Welchen Vorteil hätte ich denn, wenn ich jetzt auf eine batterie- bzw. akkubetriebene Leuchte umsteigen würde?
Zunächst einmal: Ein Fahrrad, das mit einem Dynamo-Licht ausgerüstet ist, hat eigentlich immer eine zuverlässige Lichtquelle. Man stellt den Dynamo ein, fährt los, das Licht kommt. Stellt man das Fahrrad wieder ab, geht das Licht wieder aus. Man muss sich praktisch um nichts kümmern, es sei denn mal ein bisschen technische Wartung. Dann ist das alles in Ordnung. Aber auf der anderen Seite sind die Batterie-Lichter: Diese kann man in die Tasche stecken, als Taschenlampe benutzen – jedenfalls den Scheinwerfer. Man kann aber auch an einer Ampel stehen und leuchtet kräftig weiter. Andere Verkehrsteilnehmer nehmen einen besser wahr, wenn man mit Akkulicht fährt. Auch wenn man langsam fährt – das ist ja auch der Punkt! Der Dynamo geht ja doch in seiner Leistung ein bisschen zurück, wenn man ganz langsam fährt oder wenn man sein Fahrrad schiebt. Da ist auch bei dem Batterielicht volle Pulle volles Licht, je nachdem wie man die Lampe eingestellt hat.
Denken Sie denn, dass das Dynamo-Licht bald vollständig abgelöst sein wird?
Das halte ich für unwahrscheinlich, dass das Dynamo-Licht bald abgelöst wird. Denn das Dynamo-Licht ist unabhängig von jeder Energiequelle. Man braucht dafür keine Batterien. Vielleicht gegebenenfalls ein neues Lämpchen, weil irgendwo mal eines durchgebrannt ist. Aber ansonsten: Das Licht steht immer zur Verfügung. Immer und jederzeit. Zu den Batterie- und Akku-Lichtern: Bei den Akkus muss man die Akkus aufladen, bei den Batterielichtern muss man neue kaufen. Von daher ist immer ein gewisser Wartungsaufwand nötig.
Wie lange versorgt mich denn eine Batterie oder akkubetriebene Leuchte mit Licht?
Wir haben da ganz unterschiedliche Werte ermittelt. Ein Scheinwerfer zum Beispiel, der kommt auf 1:45h, von Security. Das ist schon ein bisschen arg knapp. Das reicht nicht für die nächtliche Fahrradtour. Auf der anderen Seite ist ein Scheinwerfer dabei gewesen, der hat in einer bestimmten Einstellung bis zu 47h Licht gebracht und das ist natürlich Wahnsinn! Da ist man doch einige Tage untergwegs, jedenfalls in Etappen unterwegs, bis man diese Energiequelle dann wirklich aufgebraucht hat.
Worauf muss ich denn beim Kauf einer solchen Batterie-Anlage achten?
Stiftung Warentest hat Batterie-Lichter geprüft mit Ergebnissen zwischen „gut“ und „mangelhaft“ und da wäre es natürlich schon sinnvoll, dass man sich eines von den guten aussucht. Wenn man nun nicht gerade das Test-Heft zur Hand hat, es ist auf jeden Fall wichtig, dass die Lichter, sowohl Scheinwerfer als auch Rücklichter, ein Prüfsiegel haben. Das ist so eine kleine Wellenlinie irgendwo auf dem Scheinwerferglas bzw. auf dem roten Rücklichtglas. Wenn das nicht drauf ist, dann ist das Fahrradlicht nicht fürs Fahrrad zugelassen und dann sollte man das auch nicht montieren. Wenn da mal jemand pingelig ist, ein pingeliger Polizist guckt drauf: Keine Prüfnummer = Bußgeld, selbst wenn es funktioniert.
Wie zuverlässig sind denn diese neuen Lampen hinsichtlich Stabilität? Also Spritzwasser, Korrosion und solche Geschichten…
Im Großen und Ganzen sind sie in Ordnung. Wir haben zwar einzelne Lichter dabei gehabt, die waren nach einer kräftigen Beregnung von innen nass, haben aber immer noch zuverlässig funktioniert. Wenn man das bei seinem Licht feststellt, dann sollte man das also doch mal vielleicht öffnen, Batterieschacht öffnen, Batterien rausnehmen und das gesamte Licht ein bisschen trocknen lassen. Nur ein einizges Licht ist dann tatsächlich bei der Beregnung, beim Korrosions-Test durchgefallen. Das ist von Profex Sydney. Das war dann nach der Beregnung nicht mehr zu gebrauchen. Interessanterweise – von Profex hatten wir sowohl Scheinwerfer als auch Rücklicht im Test – beide sind im Korrosions-Test durchgefallen. Beide sind hinterher, nach dem Test, kaputt gewesen.
Kann ich denn eine solche Lampe selbst an mein Fahrrad montieren oder ist das ein bisschen komplizierter, sodass ich einen Fachmann um Hilfe bitten muss?
Das macht man im Handumdrehen! Da ist ja eine Schelle dabei, die man entweder mit einem Knebel oder einem Schraubenzieher festschraubt. Die wird angepasst an unterschiedliche Lenkerrohr- oder Sattelstützendurchmesser. Da ist dann noch so ein Gummistreifen dabei oder vielleicht noch eine Plastikschale, die das noch adaptiert. Ansonsten ist das überhaupt kein Problem. Das Fahrradlicht dann auf diesen Halter draufgeklickt, fertig ist, einschalten und losfahren. Komplizierter ist es schon, ein Dynamo-Licht zu montieren. Aber bei den meisten Fahrrädern ist ein Dynamo-Licht dran, wenn das Fahrrad aus dem Handel kommt. Wer jetzt dann ein modernes Licht haben will, mit Standlicht-Funktion, der kann in den meisten Fällen – jedenfalls bei modernen Fahrrädern – einfach das Licht tauschen.
Auf welche Kosten muss ich mich denn bei einem Kauf einstellen?
Da gibt es natürlich einen riesengroßen Preisrahmen. Fangen wir mal mit den Dynamo-Lichtern an: Da sind wir so ab 20 € dabei. Das beste gute Licht liegt hier bei 40 €. Das ist jetzt nicht ganz billig, aber das sind jetzt die Lichter, die auch eine Standlicht-Funktion haben. Die besten gehen dann hoch bis zu 80 €. Da hat man dann aber auch schon eine ordentliche Lichtausbeute und eine gute Ausleuchtung. Es lohnt sich da ein bisschen in die Tasche zu greifen. Es geht ja auch ums eigene Sehen und auch um das Gesehen werden. Dann haben wir noch die akkubetriebenen Lichter: Da kann man richtig tief in die Tasche greifen. Denn das teuerste, aber auch das beste Licht kostet 130 €. Das ist auch richtig toll, lange Betriebsdauer, 47 Stunden, gute Helligkeit, sehr gute Ausleuchtung und kein Blenden des Gegenverkehrs. Das billigste Gute von den Akkulichtscheinwerfern ist BM Ixon Pure, kostet 50 €. Auch das Licht kann man durchaus noch empfehlen. Bei den Rücklichtern, dynamobetrieben, da kriegt man schon für 10 € ein LED-Licht, das Standlichtfunktion hat. Bei den batteriebetriebenen zwischen zehn und zwanzig Euro. Mehr muss man dafür nicht ausgeben.
In Ihrem Test ist auch die Rede von speziellen Funktionen. Zum Beispiel haben einige Lampen eine USB-Schnittstelle. Ist das wirklich geeignet, damit ich mein Handy oder sowas aufladen kann? Oder ist das eher eine Spielerei?
Irgendwo ist das schon ein bisschen Spielerei. Aber auf der anderen Seite: Wer mit Elektro-Geräten unterwegs ist, sagen wir zum Beispiel mit einem Navi, der kann sein Navi über diese dynamobetriebene Lampe laden. Wenn Akku-Lichter einen USB-Anschluss haben, dann ist es ein Einfaches, das Licht zu nehmen und über den Computer, zum Beispiel über die USB-Schnittstelle zu laden. Da spart man sich halt das Netzteil. Man braucht keines mitzunehmen. Aber auch der Anbieter spart sich das Netzteil im Lieferumfang beizulegen.