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Fortschritt | Wo sind die Grenzen der Super-Smartphones?

In kürzer werdenden Abständen kommen immer neue Mega – Smartphones auf den Markt: flacheres Gehäuse, größeres Display, bessere Kamera – und immer bessere Leistungsdaten. Wohin geht dieser Trend? Und wie lang ist er noch sinnvoll?

Michael Wolf - Test-Redakteur bei der Stiftung Warentest.

Test-Redakteur bei der Stiftung Warentest.
Michael Wolf

Smartphones entwickeln sich zunehmend Hochleistungs-Maschinen: Die Bildschirme werden größer, die Kameras immer besser, die Nutzer können immer anspruchsvolle Anwendungen ausführen – der Funktionsumfang steigt stetig.

Mitunter hat man das Gefühl, bereits nach einem Jahr ein veraltetes Gerät zu besitzen – und spätestens nach zwei Jahren ist für viele klar: das neueste iPhone, das nächste Samsung Galaxy oder das beste HTC muss ran! Eine bessere Kamera, ein größeres Display und noch flachere Gehäuse – die Vorteile liegen scheinbar auf der Hand.

Doch hat diese permanente Wachstum Grenzen? Wie viel Leistung in einem Telefon hat Sinn? Wenn der Akku schon am Nachmittag runter ist, und nicht nur dann stellt sich die Frage: womit bezahlen Smartphone-Besitzer diese neuen Möglichkeiten?

Diese Frage stellen wir Michael Wolf, er ist Test-Redakteur für Multimedia-Tests bei der Stiftung Warentest.

Fortschritt – Grenzen der Super-Smartphones 05:08

Das Interview zum Mitlesen

Herr Wolf, wo führt das mit den Smartphones denn nun hin, was können wir erwarten?

Also, wenn man den Trend der letzten eineinhalb Jahre extrapolieren würde, dann werden Smartphones irgendwann so groß wie Wandschränke sein. Weil die Dinger in letzter Zeit tatsächlich immer größer geworden sind. (lacht)

Ich vermute mal, dass dieser Trend auch irgendwann mal wieder abbrechen wird. Aber das aktuell extremste Beispiel ist das Samsung Galaxy Note. Das wird durchaus noch als Handy vermarktet, hat aber eine Bildschirmdiagonale von 13,5 Zentimetern. Wenn man das so in der Hand hält, wirkt es eher wie ein geschrumpfter Tabletrechner als ein Smartphone. Aber anscheinend scheinen sich diese großen Geräte ganz gut zu verkaufen, denn teure Smartphones sind heutzutage meistens ziemlich groß.

Ein paar Megapixel mehr, ein noch dünneres Smartphone, jedes Mal ein bisschen größer. Muss es denn jedes halbe Jahr ein neues Modell sein, eine neue Generation herauf beschworen werden? Oder ist da auch ein bisschen Geflunker mit dabei?

Naja, die Anbieter müssen das natürlich machen, weil sie neue Geräte absetzen wollen und es ist ein sehr umkämpfter Markt. Da meinen die eben, in sehr schneller Folge immer neue Geräte auf den Markt bringen zu müssen, um sich als innovativ platzieren zu können. Das heißt natürlich um Gottes Willen nicht, dass sich jeder Kunde alle halbe Jahre ständig ein neues Smartphone kaufen muss, weil sein altes jetzt vermeintlich obsolet geworden ist. Manche Trends sind jetzt auch gar nich so sinnvoll, das mit der Größe zum Beispiel.

Es gibt offenbar Leute, denen ist das wichtig und es hat tatsächlich auch Vorteile, wenn so ein Smartphone-Display, weil man kann darauf tatsächlich viel komfortabler surfen, wenn man mehr Bildfläche hat. Man klickt nicht dauernd versehentlich auf Links, man hat mehr Bildinformationen gleichzeitig zu sehen. Aber besonders handlich ist das dann irgendwann nicht mehr. Ich persönlich bin beispielsweise jemand, der es bevorzugt, dass ein Handy auch in die Hosentasche passt. Also dieser Trend wird vielleicht auch irgendwann wieder nochmal in eine andere Richtung gehen.

Wo ist da für Konsumenten die Grenze zu ziehen? Wann sollte ich mir ein neues Gerät kaufen, muss man da in Zyklen denken?

Nein eigentlich nicht. Sie haben es schon gesagt, die Produktzyklen selber sind ziemlich kurz. Die Anbieter kommen ständig mit dem Nachfolger des Nachfolgers des Nachfolgers… auf den Markt. So funktioniert eben dieser Markt zur Zeit. Davon sollte man sich als Konsument nicht so sehr beeindrucken lassen und nicht immer glauben: bloß, weil es jetzt vom Hersteller meines Handys schon wieder ein neues Modell gibt, ist meins veraltet. Solange das Handy, das man hat, alle Funktionen erfüllt, die man sich davon wünscht, gibt es keinen Grund sich ein neues Gerät anzuschaffen.

Man muss sich ja auch die Frage stellen, womit man sich all diese neuen Funktionen der neuen Smartphones erkauft. Ich denke da zuallererst an die Akkulaufzeit, mittlerweile muss man ja das Smartphone jeden Tag an die Steckdose hängen. Früher hielt das etwas länger, bis ich’s wieder aufladen musste…

Das ist ein fundamentaler Unterschied zwischen Smrtphones und den einfachen oder Multimedia-Handys, den sogenannten Feature-Phones. Viele Leute, die bisher immer nur mit ganz klassischen Handys telefoniert haben und sich dann irgendwann mal ihr erstes Smartphone anschaffen, glauben erstmal, es ist kaputt! Weil in der Tat am Abend schon der Akku leer ist. Man ist ja eigentlich gewohnt, dass der Akku nach einer Woche leer ist. Das liegt eben daran, dass diese Technik eben viel aufwändiger ist, die großen Displays fressen Strom, die schnellen Prozessoren fressen Strom.

Ein Smartphone, was auch als Smartphone konfiguriert ist (also immer online ist), um E-Mails zu checken, Börsenkurse, Wetter-Apps zu aktualisieren usw., frisst auch alleine durch diese ständige Datenverbindung viel Strom. Sodass das also ganz pauschal eine Eigenschaft von Smartphones ist, dass der Akku viel schneller alle ist, als man sich das wünschen würde. Aber da gibt es auch zwischen den Smartphones noch deutliche Unterschiede.

Was halten Sie von Lösungen, die Geräte unterwegs aufzuladen, gibt es da Möglichkeiten die eventuell funktionieren bzw. dieses Problem beheben?

Meistens bewegt man sich ja in der Nähe irgendeiner Stromquelle, wenn man nicht wirklich den ganzen Tag nur zu Fuß unterwegs ist. Im Auto kann man sein Handy aufladen, man kann im Büro immer ein Zweitladegerät bereithalten. Aber das ist natürlich unbefriedigend. Also selbst, wenn eine Steckdose in der Nähe ist, zeichnet sich ein mobiles Gerät eigentlich dadurch aus, dass es eben nicht dauernd an irgendeiner Strippe hängen muss. Da muss sich einfach bei der Akkutechnologie erstmal bisschen was tun, die hinkt der ganzen anderen in den Geräten verbauten Technologie so ein bisschen hinterher.

Es gibt ein paar Tricks, wie man die Akkulaufzeit wenigestens ein bisschen verlängern kann: für Android-Handys gibt es zum Beispiel Stromspar-Apps, wie z.B. JuiceDefender, die mit ein paar Eingriffen ins System die Akkulaufzeit verlängern. Da ist man dann eben nicht dauernd online, sondern diese App kappt die Datenverbindung und nur alle 10, 15 Minuten geht sie kurz online, um zu gucken, ob es irgendwelche wichtigen Nachrichten im Netz gibt. Sowas kann die Akkulaufzeit auf jeden Fall deutlich verlängern. Aber eigentlich ist hier in erster Linie die Industrie gefragt, die da bei der Akkutechnologie bisschen nachliefern muss und nicht die Handys immer nur schneller und größer und stromfressender macht.

Das sagt Michael Wolf, Testredakteur bei der Stiftung Warentest. Vielen Dank für das Gespräch!


 

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Ein paar Megapixel mehr, ein noch dünneres Smartphone – muss es jedes halbe Jahr ein Modell der neuesten Generation sein?

Wo ist da die Grenze zu ziehen: wann sollte ich mir also ein neues Gerät kaufen?

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