Wer am Wochenende durch die Parks, Gartenanlagen und an den Badestränden spazieren war, dem hat es seine Nase vermutlich sehr sicher verraten: die Grill-Saison hat begonnen.
Und wie jedes Jahr glühen damit nicht nur die Kohlen auf, sondern auch ein kleiner Glaubenskrieg. Es geht um die Frage: welcher Grill muss es sein?
Die einen schwören auf Elektro, andere bringt nichts von der Kohle ab. Und manche sind vom Gasgrill oder ihren Lavasteinen nicht abzubringen.
Doch macht das überhaupt einen Unterschied? Schmeckt das eine besser als das andere? Oder unterscheidet sich hier Grill und Grill eigentlich nur im Preis?
Wenn jemand Antworten auf diese Fragen weiß, dann ein Mann, der vom Grillen lebt: Andreas Rummel, Barbecue-Experte und mit seinen Grillshows bekannt geworden. Von einem Grill-Typ hält der Experte wenig – welcher das ist, und warum, verrät Andreas Rummel im Interview.
Sie müssen sich überlegen, ob Sie schmieden oder grillen wollen. Grillen ist kein Fast-Food!
Andreas Rummel haben wir unterwegs erreicht, daher ist die Verbindung nicht optimal. Wir bitten Sie, die Tonqualität zu entschuldigen!
Welcher Grill ist der richtige? Das Interview zum mitlesen
Herr Rummel, Grill ist nicht gleich Grill. Es gibt Gas, Elektro, Lavastein, oder eben doch die gute alte Holzkohle. Welcher Grill ist denn der beste?
Ja, das kann man nicht sagen. Man muss da wirklich sehen, was hab ich zuhause für Voraussetzungen? Wie ist mein Grill-Wissensstandard? Weil, Grillen ist ja mittlerweile mehr als Steaks und Würstchen. Und was will ich machen? Bin ich mit der Bratwurst oder mit dem Bauchfleisch zufrieden – oder will ich auch Menüs machen? Wenn ich Zeit habe, nehme ich Holzkohle. Für den praktischen Typ ist Gas natürlich auch super: ich drück aufs Knöpfchen und hab meine Hitze. Dann gibts die Balkon-Griller, die schwören auf ihren Elektro-Grill; wo ich sage: das ist jetzt nicht so meins, das ist mehr vertikales Toasten. Mittlerweile gibts auch gute Geräte mit Haube, wo man doch vernünftige Ergebnisse erreicht. Und Lavastein: halte ich für großen Blödsinn ehrlich gesagt. Wenn ich einen Lavastein-Grill sehe, da frage ich immer: `Wer schmeisst den Bauschutt auf den Grill?´ Weil, die Dinger tropfen voll, die fangen an zu versiffen und qualmen dann …
Sie haben gesagt, es kommt auch auf den Wissensstand an. Kann man denn so viel falsch machen beim Grillen?
Man kann sehr viel falsch machen beim Grillen. Das fängt an bei der Holzkohle, beim Auflegen. Man muss sich überlegen: will ich schmieden oder will ich grillen. Grillen ist kein Fast Food. Mal schnell ein Würstchen oder ein bisschen Bauchfleisch auf den Grill schmeißen, ist finde ich nicht der Anspruch.
Jetzt mittlerweile sind Sie ein Grill-Ikone. Sie geben Seminare und auch Veranstaltungen – und wir haben Sie gerade auch unterwegs erwischt. Gibt es denn Unterschiede bei den Kosten? Kann man da sehr viel falsch machen? Also Holzkohle ist wahrscheinlich die billigere Variante im Gegensatz zum Lavastein …?>/em>
Natürlich gibt es bei den Grills nach oben keine Grenzen. Aber ich sage mal: wenn ich ein vernünftiges Produkt auf dem Teller haben will, sollte ich auch an dem Produkt, wo ich das Lebensmittel mit zubereite, nicht sparen. Mit so nem Fünf-Euro-Einweggrill kann man sich vorstellen, dass das nicht lecker wird. Oder dass das jetzt nicht der Anspruch ist an ein schönes Abendessen. Bei den Grills: bei Holzkohle sollte man schon darauf achten, dass er einen Deckel hat. Gute Modelle gibts da so um die 200, 250 Euro sollte man für einen Holzkohle-Grill ausgeben. Halbswegs vernünftige Gas-Grills fangen bei 500, 600 Euro an.
Nach oben hin ist da wahrscheinlich der Preis auch offen. Es gibt ja mittlerweile auch High-Tech-Geräte mit mehreren Etagen und speziellem Luftzug, verchromt etc. Heißt das, das Essen wird damit auch immer besser? Oder ist das wirklich dann nur so Luxus, was man sich leistet um große Grill-Parties zu schmeißen?
Der, der Fehler macht, ist der, der vor dem Grill steht. Natürlich kann ich auch auf einem einfachen Kugelgrill ein gutes Menü machen. Aber auf einem teuren Grill, der ein paar nette Features hat – wie zum Beispiel eine Infrarot-Zone, Dreh-Spieß, obere Ablagefläche oder Räucher-Modus – kann man natürlich vielfältiger arbeiten. Man muss eben auch nutzen. Mit so einem teuren Grill ein paar Würtschen machen, das ist so ähnlich als wenn ich mit einem Bentley Pizza ausfahre. Man muss es halt ntuzen und man muss sich ein bischen weiterbilden, und darf halt nicht nur mit dem Steak und Bauchfleisch zufrieden sein.
Helfen Sie uns doch, uns etwas weiterzubilden. Was sind denn so die Tipps: was wird am häufigsten falsch gemacht? Und wie kann ich das vermeiden?
Die ersten Fehler werden gemacht beim Einkauf. Wenn man halt das Fleisch nach Farben einkauft. Und die Leute dann halt nur ein „Grill-Fleisch“ – es gibt ja auch kein Grill-Tier. Also: freunde dich mit deinem Fleischer an, also kriegst du auch vernünftiges Fleisch. Ich bin kein Fan von vormarinierten Steaks. Ich möchte das Fleisch vorher sehen. Und wenn ichs marinieren möchte, marinier ich das selber. Der Grill sollte ein Deckel haben, um nicht nur einfache Sachen wie Würstchen zu machen. Denn mit so einem Deckel kann man halt komplette Menüs machen, kleine Vorspeisen bis hin zum Desert. Bei Holzkohle muss ich mir überlegen, wie viel Hitze brauche ich. Bei manchen Grills reicht ja eine Handvoll Holzkohle. Und bei den Gasgrills, man muss sich überlegen: große Fläche? Kleine Fläche? Was will ich halt damit machen? Grille ich mehr alleine, oder hab ich viele Freunde? Das ist halt das, wo man beim Einkauf darauf achten sollte.
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