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Fortschritt | LTE – Das mobile Internet wird ultraschnell

Unterwegs Videos schauen, Dateien senden, Radio hören – mobiles Internet stößt schnell an seine Grenzen. Noch: denn LTE soll das ändern. Der neue Mobilfunkstandard steht in den Startlöchern.

Das Internet zuhause gehört für viele zum Alltag: Inzwischen gibt es weit über 20 Millionen DSL-Anschlüsse. Und immer mehr Menschen sind auch unterwegs online.

Doch unterwegs macht das Internet leider oftmals keinen rechten Spaß. Die Verbindungen sind nicht schnell genug, um zum Beispiel Videos zu schauen oder länger Radio zu hören. Das ändert sich mit LTE.

LTE ist ein neuer Datenstandard – auch für Unterwegs. Und der wird rasend schnell sein. Zum Vergleich

  • Zuhause haben die meisten einen DSL-Anschluss mit 2.000 – 16.000 kbit/s.
  • LTE auf dem Handy wird bis 100.000 kbit/s liefern.

Unvorstellbar? Eben nicht. Denn das LTE-Netz wird kräftig ausgebaut. Grund genug für uns, bei der Stiftung Warentest einmal nachzufragen, was das alles kann. Dort hat man sich Anschlüsse und Tarife genauer angeschaut. Wir sprechen darum über LTE mit Michael Wolf von der Stiftung Warentest.

Das neue ultraschnelle mobile Internet LTE 08:59

Das Gespräch zum mitlesen

Herr Wolf, was genau ist denn LTE?

LTE, die Abkürzung steht für „Long Term Evolution“, also „langfristige Entwicklung“ – und gemeint ist amit die Weiterentwicklung der Datenübertragung per Mobilfunk. Ein bisschen vereinfacht gesagt ist also LTE die Nachfolgetechnik für die UMTS-Technik, die bisher die schnellstmöglichen Datenverbindung per Handynetz ermöglicht hat.

Wenn ich LTE nutzen will, was brauche ich denn dafür?

LTE-Anschlüsse werden von den Netzbetreibern über zwei unterschiedliche Vermarktungsschienen angeboten. Zum einen gibt es die stationären LTE-Anschlüsse. Die sollen also zuhause den DSL-Anschluss ersetzen. Die werden vor allem da vermarktet, wo es auch technischen Gründen kein DSL und kein Kabel-Internet gibt. Das sind dann meistens die sogenannten weißen Flecken, auf dem Land, die zum Beispiel so dünn besiedelt sind, dass es sich aus Sicht der Netzbetreiber nicht lohnt, da DSL-Kabel zu verlegen. Dieses weißen Flecken sollen jetzt mit dieser Funktechnik auch endlich ins schnelle Internet kommen. 

Und die andere Vermarktungsschiene, das sind dann die mobilen Anschlüsse. Da kauft man nicht unbedingt einen LTE-Anschluss. Sondern man kauft eben beim jeweiligen Netzbetreiber einen mobilen Internet-Anschluss. Und je nachdem, wo man sich befindet, surft man dann über die schnellstmögliche Technik. Da, wo es schon LTE-Netze gibt, ist das dann eben LTE, an vielen anderen Standorten wird das noch die bisher eingesetzte UMTS-Technik sein.

Entsprechend unterschiedlich sind dann auch die technischen Geräte, die man braucht, um über diese beiden Vermarktungswege LTE zu nutzen. Die stationären Anschlüsse, da liefern die Anbieter im Grunde Router mit und LTE-Modems. Das funktioniert dann so ähnlich, wie der heimische DSL-Anschluss. Nur dass in diesem Fall der heimische DSL-Anschluss nicht über ein Kabel, sondern per Funk erfolgt. Für die mobilen Anschlüsse dagegen gibt es solche Surfsticks, wie man sie bisher auch schon für UMTS-Netze gehabt hat. Die steckt man an den USB-Anschluss vom Notebook, und kann dann eben mit den neueren Geräten an den entsprechend ausgebauten Orten per LTE statt mit UMTS ins Internet gehen mit seinem Notebook.

Das heißt, LTE von zuhause zu nutzen macht eigentlich nur Sinn, wenn ich in einem sogenannten weißen Fleck wohne, wo Internetanschlüsse noch nicht so verbreitet sind.

Ja, für manche Leute, die eben derzeit überhaupt keinen schnellen Weg ins Netz haben, ist das natürlich die Rettung, wenn man so will. Wenn dann bei ihnen endlich LTE ausgebaut wird, dann können sie darüber endlich schnell ins Internet. Und deshalb ist es für die Leute natürlich am interessantesten. Die Telekom vermarktet ihre stationären LTE-Anschlüsse auch tatsächlich nur dort, wo sie keine oder keine ausreichend schnellen DSL-Anschlüsse anbieten kann. Der größte Konkurrent, Vodafone, macht solche Einschränkungen nicht. Aber aus Kundensicht wird das meistens nicht besonders sinnvoll sein, so einen DSL-Anschluss für zuhause zu benutzen, wenn es dort stattdessen auch kabelgebundene Alternativen gibt. Denn diese LTE-Anschlüsse sind nicht gerade billig.

Wofür ist LTE denn dann besonders gut geeignet? Also kann ich damit besonders gut fernsehen oder Radio hören?

Gegenüber den bisherigen Funktechniken bietet LTE einfach viel größere Bandbreiten, so dass aus Nutzersicht viel schnellere Verbindungen möglich sind. Oder aus Netzbetreibersicht: man auch mit weniger Funkstationen man mehr Kunden gleichzeitig versorgen kann. Es ist also auch eine effizientere Technik. Wir haben das ausprobiert, sowohl die stationären als auch die mobilen Anschlüsse, und haben festgestellt, dass da, wo eine gute Funkversorgung ist, diese Technik tatsächlich sehr schnelle Datenverbindungen ermöglicht. Und auch im Praxistest mit Video oder Internetradio gabs da, wo die Funkversorgung gut war, überhaupt keine Probleme. Man kann über LTE tatsächlich ruckelfrei Videos ansehen.

Jetzt heißt es ja, dass LTE mehr als hundert man so schnell sei wie das DSL zuhause. Und das würde uns allen vollkommen neue Galaxien der Internetnutzung eröffnen. Wie sehen Sie das denn? Ist LTE das nächste große Ding?

Da muss man ein bisschen vorsichtig sein, was die Erwartungen an die tatsächliche Geschwindigkeit dieser Verbindung angeht. In unserem Test haben wir also Datenraten von bis zu 40 Megabit pro Sekunde gemessen, das ist deutlich schneller als ein typischer DSL-Anschluss – aber natürlich von solchen Zahlen, die Sie gerade genannt haben, hundertmal so schnell, weit entfernt. Und was auch eine ganz wichtige Einschränkung bei LTE, wie bei allen funkbasierten Datenübertragungstechniken, ist: es ist ein sogenanntes „shared medium“. Also, alle Teilnehmer in einer Funkzelle teilen sich die insgesamt vorhandene Bandbreite. Und je mehr Leute gleichzeitig in einer Funkzelle gerade diese Technik nutzen, um zu surfen, umso langsamer werden die einzelnen Verbindungen.

Momentan gibt es einfach noch nicht so viele LTE-Kunden, und da wo es schon LTE gibt, da surft man quasi in einem leeren Netz und kriegt sehr schnelle Verbindungen. Es kann aber passieren, je erfolgreicher die Anbieter bei der Vermarktung dieser Anschlüsse werden und je mehr Leute das dann tatsächlich nutzen, dass dann die Verbindungen eher wieder langsamer werden. Da sind dann also auch die Netzbetreiber in der Pflicht, ihre Netze immer weiter auszubauen. Selbst wenn sie irgendwann eine flächendeckende Versorung haben werden, werden sie trotzdem weiterhin in ihre Infrastruktur investieren müssen, damit die wachsende Zahl der Kunden nicht immer langsamere Verbindungen hat.

Sie haben das LTE-Netz gerade schon angesprochen. Wenn ich jetzt denke, das brauche ich unbedingt – raten Sie denn jetzt schon zum Kauf? Und was wird sich da in den nächsten Jahren noch tun?

Also, da muss man wirklich unterscheiden, was man über diese Netze machen will. Die Leute in den weißen Flecken, die bisher kein DSL haben, und denen jetzt angeboten wird, ab jetzt könnt ihr per LTE schnell ins Internet – die haben mehr oder minder keine Wahl. Die Alternative wäre noch satellitengebundene Internetverbindung, die sind aber in der Regel noch teurer als die LTE-Verbindungen. Allerdings muss man bei diesen stationären LTE-Verbindungen auch sehen: anders als typische DSL-Anschlüsse haben die immer nur ein begrenztes Datenvolumen. Danach kann man zwar immer noch weitersurfen, wenn man das aufgebraucht hat, aber es wird dann deutlich langsamer. Und je mehr ungedrosseltes Datenvolumen enthalten ist, desto teurer werden leider die Anschlüsse auch.

Trotzdem: wer keine Alternative hat, für den ist LTE natürlich eine hochwillkomene Technik. Für die mobilen Surfer, die brauchen sich im Grunde nicht so wahnsinnig viel Gedanken zu machen, nehme ich jetze LTE oder nicht. Wer sowieso mit einem Surfstick viel unterwegs ist, für den kann es sich lohnen, einen neueren Surfstick sich anzuschaffen, der jetzt auch LTE unterstützt. Damit er da, wo es diese Netze gibt, tatsächlich auch diese neue Technik nutzen kann. Und das Angebot wird natürlich immer attraktiver, je weiter der der Ausbau dieser Technik voranschreitet.

Ein Sonderfall sind derzeit noch die Smartphones. Es gibt bisher nur ganz wenige Smartphones, die auch tatsächlich per LTE ins Datennetz gehen können. Und da merkt man dann eben auch, diese Technik ist noch sehr jung. Die Netzbetreiber sind gerade erst dabei, Erfahrungen damit zu sammel und den ganzen Ausbau zu starten. Also ich würde sagen: ein LTE-Smartphone sich anzuschaffen, damit muss man sich nicht besonders beeilen.

Dann kommen wir zum Schluss nochmal zum lieben Geld. Im Schnitt kostet ein LTE-Tarif zur Zeit so zwischen 40 und 50 Euro im Monat. Wie beurteilen Sie denn die Tariflandschaft?

Wie gesagt, da ist erstmal ganz wichtig dieser Unterschied zwischen den mobilen und den stationären Tarifen. Bei den stationären Tarifen geht es in der Tat so bei 40 Euro los, und je nach Anbieter kann man das dann aber auch noch steigern bis hin zu Anschlüssen, die über 80 Euro kosten. Und das ist einfach ganz schön teuer, muss man sagen, wenn man das mit vergleichbaren DSL-Paketen vergleicht. Besonders, wenn man bedenkt, dass bei diesen LTE-Angeboten dann eben immer noch das Problem ist, dass nach einem gewissen Datenvolumen die Datenrate gedrosselt wird, man also noch mehr bezahlt, wenn man ein höheres Datenvolumen haben will, muss man sagen: LTE ist ein teurer Spaß. 

Ähnliches gilt ganz grundsätzlich auch für die mobilen Tarife. Da ist die Preisspanne wesentlich größer, man kann schon viel günstiger einsteigen, um die 15-20 Euro – hat dafür dann aber eben noch weniger inklusives Datenvolumen. Das geht typischerweise bei einem Gigabyte im Monat los, und das ist dann wirklich, wenn man es mit den Notebook nutzt, wirklich nur für die sporadische Nutzung sinnvoll, weil ein Gigabyte hat man im Monat ziemlich schnell weggesurft. Und auch da gilt: wenn man größere Datenvolumina sammeln will, wirds ziemlich schnell ganz schön teuer.

Allerdings beobachten wir auch, dass die Preise da sinken. Also, wer es nicht so besonders eilig hat, der kann die Tarifentwicklung auch einfach noch ein bisschen abwarten und sich gute Chancen ausrechnen, dass die Preise in den nächsten Monaten da auch eher fallen als steigen werden.

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