Totgesagte leben länger? Heute stellt BlackBerry offiziell sein neues Betriebssystem und seine neuen Handys vor. Früher mal Primus im Smartphone-Markt, ist BlackBerry ja hinter Apple, Android und Windows vollkommen eingebrochen.
Doch jetzt könnte das Comeback gelingen – sagen zumindest all jene, die das neue System schon in der Hand hatten: sehr überzeugend soll es sein.
Doch BlackBerry 10 ist längst nicht alles. Eine Vielzahl von neuen Betriebssystemen und Innovationen steht dem Smartphone-Markt in diesem Jahr bevor. Wir wagen mal einen Blick in die Glaskugel.
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So ein Smartphone sollte ja eigentlich das Leben einfacher machen. Ein Foto machen, eine Route suchen, eine Nachricht schreiben, Freunde treffen und und und… Es ist eine Vielzahl an Aufgaben, die die Dinger können sollen. Doch wer sie bedienen will, merkt schnell: mit der viel beschworenen einfachen und intuitiven Bedienbarkeit ist es manchmal nicht so weit her – zwischen all den Apps, Widgets und Start-Bildschirmen.
Da stellt sich die Frage, ob das nicht eigentlich besser geht. BlackBerry will genau das jetzt zeigen – und verlorenes Terrain wieder gut machen.
Was genau hat BlackBerry eigentlich vor?
BlackBerry 10 soll ein großer Wurf werden. Zum einen will BlackBerry all die Dinge aufholen, die Privatnutzer haben wegrennen lassen. Vor allem: Apps und Surfen, Multimedia und einfachere Bedienung. Zum anderen soll es ein revolutionäres Bedien-System geben. Nur vier Wischgesten sollen ausreichen, um alle regelmäßig anfallenden Aufgaben mit Blackberry 10 zu erledigen. Und: Nachrichten stehen im Zentrum – und sollen aus jeder App heraus abrufbar sein.
BlackBerry hatte zuletzt ja ganz schön Federn lassen müssen. Doch die Firmen- und Businesskundschaft setzt nach wie vor sehr auf RIM. Das Problem ist, dass einerseits jeder Businessnutzer auch irgendwann mal privat unterwegs ist. Und dass andererseits immer mehr Menschen ihre eigenen Geräte auf Arbeit benutzen wollen – was die IT-Techniker der Firmen um Sicherheit bangen lässt. BlackBerry hat sich dafür etwas sehr kluges einfallen lassen. Das neue Betriebssystem kann in zwei Modi laufen: privat und dienstlich:
- Im privaten Bereich bestimme ich, was ich machen will, kann nach Lust und Laune Apps installieren und Webseiten besuchen.
- Im dienstlichen Modus werden die Unternehmensrichtlinien eingehalten, die ein Administrator vorher auf dem Gerät eingerichtet hat.
BlackBerry war ja, genau wie Nokia, mal ein Marktführer bei Handys. Aktuell heißen die iOS von Apple und Android von Google. Und auch die beiden Riesen planen Neuerungen.
Was von Android 5.0 erwartet wird
Android 5.0 – das übrigens Key Lime Pie, also Limettenkuchen heißen wird – wird im Mai erwartet. Das neue Android soll stromsparender, schöner, flüssiger werden.
Erwartet wird außerdem, dass Nutzer zwischen einem „reinen Android“ direkt von Google oder einer angepassten Oberfläche, zum Beispiel von HTC oder Samsung, wählen können. Damit würde Google das Problem in den Griff bekommen, dass viele Hersteller die jeweils aktuellen Android-Versionen viel zu spät auf ihre Telefone bringen.
Auch ein automatischer Nacht-Modus sowie ein Video-Chat sind überfällig. In manchen Foren liest man, ein Multi-Geräte-Support soll kommen. Dann könnten Einstellungen, offene Fenster im Browser und gekaufte Medien auf mehreren Geräten synchronisiert werden. Und auch von einem Multi-User-Modus liest man immer mal. Er soll ermöglichen, dass das Telefon für verschiedene Benutzer eingerichtet werden kann.
Was von Apple mit iOS 7 erwartet wird
Wie so oft bei Apple sickert nicht viel durch. Erwartet oder erhofft werden zum Beispiel eine Funktion, die alle offenen Apps auch wirklich beendet, und nicht nur in den Schlummer-Modus verlegt. Oder die Möglichkeit, direkt in der Mitteilungszentrale auch alle wichtigen Einstellungen oder RSS-Feeds zu platzieren. Und nicht zuletzt, dass der integrierte Video-Chat „Facetime“ auch für mehr als nur 2 Personen funktioniert.
Auch die Verknüpfung des „Bitte-Nicht-Stören“-Modus mit bestimmten Einträgen im Kalender könnte kommen. Und was sich sehr viele sehr lange wünschen: eine Möglichkeit, die schon vorinstallierten Apps verbergen zu können.
Auffällig ist hier aber schon: die richtigen neuen Features, echte Innovationen, die fehlen. Die kommen mit kleinen, neuen Systemen wie Ubuntu oder Firefox OS. Und genau das lässt iOS von Apple in den Augen mancher Analysten inzwischen fast schon etwas angestaubt aussehen.
Schauen wir darum einmal auf die Außenseiter:
Sailfish, Ubuntu, Firefox – Rollen die Kleinen das Feld von hinten auf?
- Sailfish ist soll das erste wirklich freie Betriebssystem werden – sagen die Macher. Dahinter steht eine Truppe ehemaliger Nokia-Mitarbeiter. Sailfish sieht sehr sauber und ordentlich aus und hat ein wirklich neues Feature an Bord: echtes Multitasking. Apps sollen sich direkt aus der Miniatur-Ansicht heraus bedienen lassen.
- Ubuntu ist die beliebteste Linux-Variante auf PCs. Dort ist es vor allem wegen seiner flüssigen Bedienung und seiner schicken Optik beliebt. Das soll jetzt auch aufs Smartphone. Hier bekommen die vier Ecken des Bildschirms Funktionen zugewiesen.
- Firefox OS beschreitet am konsequentesten den Weg weg von der App. All Apps werden hier nämlich speziell programmierte Webseiten sein – ein Trend, dem der gesamte Webdesign-Bereich derzeit folgt. Die Webseite passt sich dann an das Gerät an. Die Folge: für jeden Bildschirm die perfekte Darstellung.
Android und iOS werden diese drei Neulinge nix anhaben können. Der Vorsprung ist einfach zu groß. Windows Phone 8 hingegen könnte sich dadurch durchaus geärgert fühlen. Und eines beweisen die kleinen deutlich: Innovationen kommen nicht selten von außen.
…darum könnten die Trends des Jahres 2013 so aussehen:
- Trend Nr. 1: Bedienbarkeit – nur drücken und schieben reicht nicht mehr.
Sprachsteuerung ist das eine. An Bord haben das alle Großen (wie die arbeiten und was sie können, haben wir im „Fortschritt“ bereits vorgestellt). Siri von Google arbeitet mit einer Wissensdatenbank (Wolfram Alpha) im Hintergrund. Was an Siri aber wirklich neu ist: es sucht an vielen verschiedenen Stellen und bündelt die Suchergebnisse. Klappt nur im Englischen gut – aber der Weg wird definitiv ein Trend 2013 sein.
Ein zweiter Ansatz ist die Steuerung mit Gesten und Augen. Hier hat vor allem Samsung mit dem Galaxy S3 die Messlatte gelegt. Man kann mit bestimmten Gesten auf dem Bildschirm Aufgaben direkt ausführen lassen.
So erzeugt ein Wischen mit der Handkante einen Screenshot. Und das Telefon erkennt, wenn die Augen des Besitzers auf den Bildschirm gerichtet sind, und entsperrt sich.
Spannend wird sein, wie toll die Gestensteuerung in BlackBerry 10 funktioniert – dessen wichtigste Funktionen man ja ganz ohne Tasten bedienen können soll.
- Trend Nr. 2: sinnvoller Sperrbildschirm – Bedienen geht immer.
Manche sehen einen Trend dahingehen, dass der Sperrbildschirm nutzbar wird. Ubuntu für Mobile wird so eine Funktion mitbringen. Schaltet man dort das Telefon ein, sieht man schon wichtige Infos, neue Nachrichten und die wichtigsten Apps in einer Liste. Konsequent zu Ende gedacht, hieße das: man löst den Unterschied zwischen dem Sperrbildschirm und dem Homescreen – also der Anzeige, die erscheint, wenn das Telefon entsperrt ist – auf.
Auch Android hat einen Weg eingeschlagen, Benachrichtigungen direkt im Sperrbildschirm zu bearbeiten. Und auch BB10 wird so einen „Hub“ an Bord haben.
- Trend Nr. 3: Bündel, Gruppen und Räume
Die Kontakte im Telefon in Gruppen sortieren, das kennen ja die meisten schon. Windows Phone 8 baut nun darauf auf – und bringt eine App namens „Räume“. Was macht die? Updates aus sozialen Netzwerken, Chats, Kalender, To-Do-Listen, Fotoaustausch – also Funktionen verschiedener Programme werden zusammengeführt. Und zwar nur für DIE Kontakte, mit denen man am meisten zu tun hat. Man könnte also einen Raum für Familie einrichten, einen für Freunde, einen für Kollegen. Und sieht dann dort auch nur deren Infos.
Ein guter Ansatz – und den zwischen privat und dienstlich getrennten Nutzerprofilen in BlackBerry 10 nicht unähnlich. Aber Windows rückt die App nicht raus. Räume funktioniert nur für Windows Phone 8. Ein Erfolg kann das so nicht werden.
- Trend Nr. 4: Endlich echtes Multitasking
Was bisher eigentlich alle Systeme können: geöffnete Anwendungen in einer Miniaturansicht darstellen.
Was Sailfish demnächst aber zeigen will: dass man die dort auch bedienen kann. Das schöne daran wäre, dass endlich das Chaos zwischen Apps auf der einen Seite und Widgets auf der anderen Seite aufhört.
- Trend Nr. 5: Das Telefon ahnt voraus
„Google Now“ heißt das eine Produkt, „Bing Local Scout“ ein anderes. Dahinter stecken Ideen für einen persönliche Assistenten im Telefon. Der soll vorausahnen, was man grad braucht. Dazu nimmt er einerseits die Uhrzeit, Standort, Bewegungsverlauf, Verkehrs- und Nachrichtenlage. Aber auch den Nutzungsverlauf des Besitzers und weitere Daten aus dessen Benutzerkonto. Alles landet gebündelt in einem Topf.
Das Resultat: das Telefon zeigt Infos immer ganz genau zur rechten Zeit – und ohne, dass man explizit danach suchen muss: das Wetter, die Route auf Arbeit, das Ergebnis der Sportmannschaft und wo die Freunde gerade Kaffee trinken…
Ein Fazit
Zusammengefasst heißt das: es könnte 2013 das Jahr sein, in dem die App-Wüsten langsam verschwinden. Und das Jahr, in dem Nutzer Cluster bilden können – zwischen mehreren Apps, Freunden und Infos. Und das Jahr, in dem die Smartphones intelligent mitdenken.
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