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Fortschritt | Ultraschallzahnbürsten – was bringen sie wirklich?

Kann man seine Zähne tatsächlich mit Schallwellen gründlicher reinigen? Schallzahnbürsten versprechen genau das: mit sanfter Vibration vor Plaque und Paradontitis schützen. Sind sie besser als normale elektrische Zahnbürsten und das Putzen per Hand?

Seit vor 50 Jahren die elektrische Zahnbürste in die Kaufhäuser kam, brummt es in den Badezimmern. Der Vorteil einer elektrischen Zahnbürste gegenüber der Handzahnbürste: Sie ist gründlicher, erreicht auch die engen Zahnzwischenräume und ist einfach zu handhaben.

Mittlerweile gibt es sogar elektrische Zahnbürsten, die mit einer Art Ultraschall sanft die Zähne säubern sollen. Das verspricht zumindest die Werbung. Aber sind die Ultraschallzahnbürsten wirklich besser?

Das haben wir den Zahnarzt Philipp Sahrmann von der Uniklinik Zürich gefragt.

Ultraschallzahnbürste – wie kann ich mir das vorstellen, wie funktionieren die?

Philipp Sahrmann: Normalerweise sprechen wir von Schallzahnbürsten. Die wird durchaus auch mal von zahnmedizinischem Personal Ultraschallzahnbürste genannt. Aber Ultraschall ist eigentlich etwas, was wir selber nicht hören und wer selber zuhause eine Schallzahnbürste hat, der wird durchaus merken, dass er die ordentlich brummen hört. Eigentlich bewegen die sich mit 200-300 Hertz durchaus im Schallbereich. Ultraschall ist eigentlich falsch vom Ausdruck her.

Und wie arbeitet diese Schallzahnbürste – wie eine ganz normale elektrische Zahnbürste?

Philipp Sahrmann: Der Unterschied ist im Wesentlichen, dass sich bei der elektrischen Zahnbürsten die Borsten tatsächlich räumlich rotierend bewegen oder mit kleinen Rüttelbewegungen arbeiten. Beim Schall ist es so, dass die Frequenz wesentlich höher ist – auch wenn es kein Ultraschall ist – und die Borsten kaum eine merkliche Rubbelbewegung durchführen, sondern bloß vibrieren, mit sehr, sehr hohem Schall bzw. sehr sehr hoher Frequenz. Die Schallzahnbürste leitet so evtl. die Zahnpasta in Räume zwischen den Zähnen und trägt über die Borsten hinaus zur Reinigung bei.

Nun ist ja eine Schallzahnbürste wesentlich teurer als eine elektrische, oszillierende Zahnbürste. Muss man tief in die Tasche greifen, um ein gutes Produkt zu erhalten?

Philipp Sahrmann: Ob man muss, das ist tatsächlich die große Frage. Und das hängt zum einen ganz entscheidend davon ab, was der Patient für Zähne mitbringt – die Situation kann sehr unterschiedlich sein. Wenn Sie zum Beispiel ein perfektes Gebiss haben, haben im Laufe der Zeit mal ein oder zwei Füllungen gehabt, sonst lange Zeit nichts, das Zahnfleisch ist ganz weit oben: dann muss sie keiner zwingen, eine Schall-, eine Ultraschall- oder eine elektrische Zahnbürste zu kaufen.

Schwierig wird es dann, wenn durch Rezessionen des Zahnfleisches – das heißt, wenn das Zahnfleisch zurücktritt – Bereiche auftreten, die sie mit einer Zahnbürste, einem ebenen Relief nicht erreichen können. Dann brauchen Sie ein zusätzliches Hilfsmittel. Generell ist es so, dass es Ihnen durch elektrische oder Schallzahnbürsten einfacher gemacht wird. In den 1980er-Jahren wurde viel trainiert mit speziellen Techniken, wo man gleichzeitig Rütteln und Rollen muss. Und es hat sich herausgestellt, dass das sehr schwierig wird für die Patienten, so etwas wirklich adäquat durchzuführen – gerade hinter den letzten Seitenzähnen. Und da hilft Ihnen eine Zahnbürste, die diese Rüttelbewegungen ausführt sehr viel.

Worauf sollte man achten beim Kauf einer Schallzahnbürste achten?

Philipp Sahrmann: Zunächst einmal müssen Sie wissen, warum Sie die haben möchten. Prinzipiell brauchen Sie keine Schallzahnbürste. Wenn Sie unbedingt eine brauchen, liegt es daran, dass ihr Zahnfleisch vielleicht zurückgegangen ist und dann sollten Sie schauen, ob Sie einen Bürstenkopf finden, der klein genug ist, damit Sie wirklich in diesen kleinen Zahnzwischenraum hineinkommen. Das heißt, wichtig ist neben der Stärke des Motors – und da gibt es gewaltige Unterschiede – sicher auch die Form des Bürstenkopfes.

Davon gibt es ja verschiedenste Größen und Formen. Da sollte man also eine möglichst kleine wählen?

Philipp Sahrmann: Dafür gibt es keine Evidenz, das heißt, die Wissenschaft ist sich da insgesamt nicht ganz einig. Ich kann Ihnen jetzt aus unserer klinischen Erfahrung erzählen. Was wir gerne machen ist, dass wir unseren Patienten genauso mit seiner Handzahnbürste putzen lassen, wie er es bisher tut und meistens mit etwas Anleitung auch ganz gut macht, um dann mit einem kleinen Bürstenkopf auf einer Schallzahnbürste noch die Bereiche nach zu reinigen wo es wirklich schwer ist.

Für wen sind die Ultraschallzahnbürsten dann am Besten geeignet?

Philipp Sahrmann: Wir empfehlen die Schallzahnbürsten für Leute, die Zahnfleischrückgang haben, bei denen kleine schwarze Dreiecke zwischen den Zähnen auftreten, wo vorher Zahnfleisch oder Kieferknochen waren und eventuell für Leute die eine Zahnspange tragen, die es sehr schwierig macht, die Zahnoberflächen zu erreichen.

Und wie putzt man die Zähne mit dieser Zahnbürste am Besten?

Philipp Sahrmann: Ganz wichtig ist: Nur da wo man hin kommt, kann die Zahnbürste putzen. Worauf man immer noch achten muss, ist, dass man sämtliche Zahnoberflächen tatsächlich mit diesem Bürstenkopf berührt. Das kann bei kieferorthopädischen Apparaturen, bei Leuten mit Paradontitis und einem entsprechenden Zahnfleischrückgang, eine sehr aufwändige Sache werden. Aber was die entscheidende Rolle spielt: die Zahnbürste nimmt Ihnen nicht ab, dass Sie sie an alle Zahnflächen und natürlich an alle Zähne halten. Da muss man sehr genau mit sich sein.

  • Philipp Sahrmann arbeitet am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich im Bereich Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie.

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