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Fortschritt | Waschmaschinen: Öko-Labels um jeden Preis?

Sie sind einer unser großen Alltagshelfer: Waschmaschinen. Dem „Fortschritt“ sei Dank haben die immer bessere Programme. Doch ist das immer so gut? Die Stiftung Warentest hat nun aktuelle Waschmaschinen geprüft – und Erstaunliches herausgefunden.

Egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – Grund zum Wäsche waschen gibt es eigentlich immer.

Thomas Müller - von der Stiftung Warentest.

von der Stiftung Warentest.
Thomas Müller

Im Herbst sind es Schlamm- und Dreckspritzer, wenn man im Winter mit dem Fahrrad über die aufgeweichten Waldwege fährt, im Sommer sind es Grasflecken, die wieder aus den Fußballtrikots rausgewaschen werden müssen.

Gerade im Winter ist das Wäschewaschen aber besonders wichtig, wenn man sich zum Beispiel eine ordentliche Erkältung geholt hat. Dann soll die Wäsche nämlich richtig sauber werden – und das schafft nur eine heiße Wäsche bei 60 oder 90 Grad.

Die Stiftung Warentest hat sich jetzt Waschmaschinen angeschaut – und war überrascht. Denn wenn wir 60 Grad einstellen, wird oftmals nicht mit 60 Grad gewaschen.

Warum, das erklärt uns Test-Redakteur Thomas Müller..

Fortschritt – Waschmaschinen im Test 05:11

Das Interview zum Mitlesen:

Hallo Herr Müller.

Thomas Müller: Guten Tag, Frau Schmidt.

Ich hab es eben schon angedeutet: vor allem im Herbst und Winter kommt man um 60-Grad-Wäschen nicht herum. Jetzt sagen Sie: bei den modernen Maschinen sind 60 Grad auf dem Regler nicht 60 Grad in der Maschine. Warum das denn?

Richtig. Wir haben einfach mal geschaut, wie hoch sind denn eigentlich die Temperaturen, die da beim Waschen erreicht werden. Und siehe da, in diesen 60-Grad-Programmen, die wir gemessen haben, wurde dann nur 50 Grad oder 45 Grad oder noch weniger erreicht. Das liegt daran, dass die Hersteller oder die Anbieter mit ihren Maschinen ein Energielabel brauchen. Das heißt, dieses Programm, das wir gemessen haben, wird dazu herangezogen und bei einem geringen Stromverbrauch gibt es ein gutes Energielabel, das gut für den Verkauf und die Werbung ist. Geringen Stromverbrauch schafft man nur, wenn man das Wasser nicht so stark aufheizt. Das ist also der einfachste Trick, um geringen Stromverbrauch zu erzeugen.

Aber ich wähle ja nicht ohne Grund ein eher heißes Programm. Vor allem, wenn es besonders hygienisch zugehen muss. Ist das nicht ein Problem? An der Wäsche, aber auch in der Maschine selbst zum Beispiel?

Es ist ein Problem, wenn ich hygienische Sauberkeit will. Also wenn ich kranke Personen zuhause pflege, die halt auch Krankheitskeime in der Wäsche haben. Die schaff ich dann teilweise nur bei 60 Grad oder mehr abzutöten. Dafür brauch ich auch die Programme, die wirklich heiß werden. Ich sag mal bei einer normalen Wäsche, also zum Beispiel im Winter, wenn ich draußen schmutzig werde, dann ist das kein Problem. Da reichen auch 40 bis 50 Grad aus, da wird die Wäsche auch sauber, nur eben nicht hygienisch rein. Das zweite Problem ist die Waschmaschine, da können sich auch Keime drin entwickeln, wenn es innen feucht ist. Diese Keime bekomm ich dann auch nur weg, wenn ich bei 60 Grad wasche und das passiert in dem Fall eben nicht mehr.

Und was ist weniger schlimm: dass ein Waschgang mehr als drei Stunden dauert? Oder das ein 60-Grad-Programm nur mit 45 Grad wäscht?

Ja, das kann man sich dann eben aussuchen. Das ist genau das Problem: Die Wäsche wird sauber, einfach indem ich länger wasche. Die Waschmechanik dort drin wiegt das Temperaturdefizit auf, d.h. die Wäsche wird also auch sauber, aber nicht hygienisch rein. Aber drei Stunden auf eine Wäsche zu warten, ist für Familien, die sehr viel Wäsche waschen müssen, natürlich schwierig. Die Waschdauern gehen mittlerweile auch immer mehr rauf – es gibt Maschinen, die waschen bis zu fünf Stunden. Da sieht man, wohin die Reise geht und das kann dann niemand mehr so richtig wollen.

Was raten Sie denn, wenn man das umgehen will? Einfach länger waschen? Bei 90 Grad waschen?

Bei 90 Grad waschen ist so eine Sache, das geht z.B. nicht mit allen Textilien. Aber tatsächlich, wenn ich eine hygienisch reine Wäsche will, sind 90 Grad angesagt, mit den richtigen Textilien. Auch wenn es darum geht, dass die Waschmaschine komisch riecht oder stinkt. Wir bekommen oft Leserzuschriften, die uns das berichten. Dann einfach mal ein 90-Grad-Programm auch ohne Wäsche einlegen, dann hat sich das Problem in der Regel auch erledigt. Wichtig ist auch immer, die Tür nach dem Waschen aufzulassen und auch das Einschubfach für das Waschmittel, damit sich da auch keine Bakterien bilden können. Das ist dann auch vorbeugend für die Hygiene.

Das heißt, es geht im wesentlichem um das Energiesparen. Kann ich da auch selbst aktiv werden: Nachts waschen zum Beispiel? Oder solche Hausautomation nutzen, wo bestimmte Hausgeräte automatisiert an- oder ausgeschaltet werden?

Wenn es das schon gibt, ja. Es gibt aber sehr wenige Maschinen, die das dann auch wirklich können und darauf ausgelegt sind. Es gibt natürlich Stromanbieter, die Nachttarife haben, wo der Strom billiger ist oder eben auch Wochenendtarife. Dann kann ich das auf diese Stunden legen oder diese Tage, aber momentan ist das flächendeckend noch nicht möglich.

Um nochmal zurück zu dem Test zu kommen: Können Sie eine kleine Kaufberatung geben? Was kostet eine ordentliche Maschine und welchen Hersteller sollte man beiseite lassen?

Wir haben in dem Test eine ganze Menge gute Geräte gehabt. Es fängt an bei 350 Euro für einen Frontlader von Whirlpool, das ist ein gutes Gerät für einen guten Preis. Der Testsieger von Miele hat über 1000 Euro gekostet, ist natürlich auch ein bisschen besser, aber auch kein Wundergerät. Wenn man wenig Geld hat, dann reicht das Whirpool-Gerät völlig aus und dazwischen liegt dann so die Range. Wir haben dieses Mal auch drei Toploader mit im Test gehabt, die waren alle drei gut. Da war auch wieder Whirpool mit dem günstigsten Angebot mit 425 Euro und Miele, das teuerste, auch wieder gut mit 1300 Euro. Dazwischen kann man sich dann eigentlich austoben bei der Auswahl.

Waschmaschinen waschen oft nicht mit 60 Grad, sondern kälter. Es geht um das Energie-Label dort. Energie sparen kann man nicht selten auch mit Hausautomation – das haben wir vorhin angesprochen. Und das ist kommende Woche unser Thema im Fortschritt. Heute hat uns Thomas Müller die Ergebnisse des aktuellen Waschmaschinen-Tests der Stiftung Warentest erklärt. Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

Vielen Dank.

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