Etwa ein Drittel aller Einbrüche scheitert bereits beim Versuch. Die richtigen Sicherheitsvorkehrungen und das richtige Verhalten können Einbrecher bereits abschrecken. In vielen Bundesländern bietet deshalb die örtliche Polizei häufig kostenlose Beratungen vor Ort an.
Redakteurin Stefanie Gerressen hat sich von einem Polizisten in ihrer Wohnung beraten lassen und sich Schwachstellen zeigen lassen.
Die wichtigsten Sicherheitstipps von Andreas Lange:
- Die Haus- oder Wohnungstür sollte nachts abgeschlossen werden, auch wenn man zuhause ist. Ein Stangen– oder Kastenzusatzschloss bietet zusätzlichen Schutz.
- Achten Sie bei Flügeltüren auf den Kantriegel. Dieser sorgt dafür, dass die Standtür geschlossen bleibt. Er sollte zusätzlich mit einer Schraube fixiert werden.
- Fenster können ebenfalls nachgerüstet werden: spezielle Beschläge verhindern, dass sie jemand von außen aushebelt. Die Fenstergriffe sollten abschließbar sein.
- Fertigen Sie eine Liste Ihrer Wertgegenstände an. Elektrogeräte haben eine Seriennummer, anhand dessen sie identifiziert werden können.
- Das richtige Verhalten kann entscheidend sein: Die Wohnung sollte bewohnt wirken. Das Licht kann mit Zeitschaltuhren kontrolliert werden, das Radio ab und zu angeschaltet werden. Auch im Urlaub sollte der Briefkasten regelmäßig geleert werden, Vorhänge und Rolläden auch mal geöffnet und wieder geschlossen werden.
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Der Beitrag zum Nachlesen:
Meine Altbauwohnung befindet sich im Erdgeschoss, also Hoch-Parterre. Ich habe einen Balkon und wohne dazu in einer Gegend mit einem etwas zweifelhaften Ruf, im Herzen Leipzigs. Ich wohne jetzt schon fast vier Jahre hier und fast jedes Jahr wurde versucht, in dieses Haus hier einzubrechen. Meine Nachbarn im zweiten Stock hat es letztes Jahr erwischt und ehrlich gesagt, mache ich mir so ein bisschen Sorgen. Zum Beispiel um meinen Laptop. Und darum hab ich mir jetzt Unterstützung geholt. Herr Lange von der Polizei, der wird sich mal meine Wohnung anschauen und verraten, wie ich mich vor Einbrechern schützen kann.
Herr Lange, ich möchte möglichst verhindern, dass hier in dieser Wohnung bei mir jemand einbricht. Womit fangen wir denn jetzt als erstes an?
Herr Lange: Also ich würde sagen, wir schauen erstmal an die Tür.
Dann schauen wir uns die jetzt direkt einfach mal an, oder gibt’s noch ein Vorgespräch?
Wir schauen.
Okay, ich muss jetzt mal schauen. Also ich hab die fast immer abgeschlossen, auch wenn ich da bin. Was ich jetzt aber schon gemacht habe, denn davon hab ich schon gehört. Hier ist normalerweise eine Schraube drin. Die ist jetzt raus, seh ich gerade. Das sollte man machen?
Wenn wir jetzt mal vor die Tür schauen, dann kann ich Ihnen das mal vorführen. Diese Tür ist sehr groß. Sie haben jetzt nur dieses eine Einsteckschloss, welches sich in der Mitte befindet und dadurch, dass die Tür relativ groß ist, lässt sie sich auch sehr leicht verwenden. Täter machen sich das zunutze. Sie drücken hier unten mit dem Fuß dagegen und schaffen sich hier einen Spalt. Kommen dann mit einem Schraubendreher oder einem anderen Werkzeug an die sogenannten Kantriegel heran, können sich den ziehen. Das selbe machen die hier oben.
Also so ein bisschen mit der Hebeltechnik?
Damit lassen sich beide Flügel, mit einem Mal, nach innen öffnen, trotzdem die Tür verschlossen ist.
Es ist also relativ einfach dann da reinzukommen?
Es ist lautlos und die Nachbarschaft hört das nicht und….ideal.
Was könnt ich denn noch machen um diese Tür jetzt zu sichern?
Da müssten wir nochmal reingehen.
Okay, ich schließ mal auf.
Ja, die optimale Variante wäre ein Zusatzschloss. Im besten Falle ein Zusatzschloss als sogenanntes Stangenschloss, welches über den ganzen Flügel montiert wird.
Also einmal quer drüber?
Senkrecht und die Tür wird damit stabilisiert.
Gut, was kostet so ein Schloss?
Ein geprüftes und zertifiziertes, das ist immer eine Sache, die wir empfehlen, kostet um die 600 Euro mit Anbringung.
Da werd ich wohl mal mit meinem Vermieter sprechen müssen, ob er das übernimmt.
Eine Minimalvariante wäre noch ein Kasten-Zusatz-Schloss.
Jetzt muss ich aber auch mal fragen: Einbrecher, die können ja auch durch´s Fenster. Sie kommen in der Regel aber schon durch die Tür
Bei Mehrfamilienhäusern in der Regel schon.
Ich kann mir vorstellen, hier im Erdgeschoss, ich wohn jetzt direkt an der Straße, wenn man es da durch das Fenster versucht, ist es vielleicht auch ein bisschen auffällig, oder?
Straßenseite schon, also das würde ich nicht so als gefährdet ansehen. Aber hofseitig, ist eine Erfahrung von uns, wird auch schon hin und wieder eingebrochen.
Gut, dann würd ich mal sagen, gehen wir mal weiter. Wo würden wir jetzt als nächstes ansetzen?
Ich würde vielleicht trotzdem nochmal ein paar Worte zur Tür verlieren. Wichtig ist es auch, abzuschließen. Viele Leute schließen in der Nacht nicht ab und dann ist das Problem, dass ja nur die Falle im Eingriff ist und damit relativ lautlos auch wieder eingebrochen wird. Leute schlafen in der Wohnung, vorn wird eingebrochen.
Jetzt mal eine ganz blöde Frage: Was mach ich denn, wenn so ein Einbrecher auf einmal vor mir steht und ich aufwache?
Also sollten sie hören, dass sich jemand an der Tür zu schaffen macht, machen sie auf sich aufmerksam, dass er gehört worden ist und geben sie ihm die Möglichkeit, abzuhauen. Für uns wäre es hilfreich, wenn Sie die Einbrecher sehen würden und uns dann eine ordentliche Beschreibung des Täters geben können, aber es bedeutet nicht, dass sie hinterherrennen. Deswegen also schnell anrufen.
Wie geht es weiter?
Ja, dann schauen wir uns mal am besten diese Fenstertür an.
Also wir gehen jetzt in die Küche. Hier ist der Zugang zum Balkon. Eine ganz klassische Balkontür aus Glas.
Auch sehr niedrig, so wie ich das jetzt hier sehen kann. Also auch leicht übersteigbar und, ja, es ist eine Schwachstelle. Was ich jetzt schon beim geschlossenen Fenster sehen kann, wo ich gleich die Empfehlung aussprechen kann, ist, dass man sich einen abschließbaren Fenstergriff anschafft, der jetzt hier in diesem Moment fehlt.
Kann ich das einfach austauschen, ist das umständlich?
Wenn man handwerklich begabt ist, kann man das auch selber machen.
Aber jetzt muss ich auch mal sagen, das ist eine ganz normale Glastür, wenn man hier unbedingt reinkommen will, dann ist das vermutlich kein Problem, oder?
Das ist richtig, aber die Möglichkeit, dass das passiert, ist relativ gering. Also, dass hier einer diese Scheibe jetzt ganz entglasen würde, statistisch gesehen passiert das nur in 0,5 Prozent der Fälle. Jetzt haben wir natürlich noch einne Menge an Prozenten. In 70 Prozent der Fälle, da nützt Ihnen auch dieser abschließbare Fenstergriff nichts. Da werden Fenster aufgehebelt. Und da müsste ich mir jetzt mal dieses Beschlagssystem angucken.
Also wir machen jetzt erstmal die Tür auf.
Ja, es gibt spezielle Beschläge, die gegen das Aufhebeln helfen. Das sind sogenannte Pilzkopfzapfen, die seh ich an dieser großen Fenstertür jetzt nur an zwei Stellen. Das ist einmal hier am unteren Bereich an der Griffseite und einmal am oberen Bereich an der Griffseite.
Also hier sind jetzt Beschläge dran. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun.
Aber nur zwei Stück, die gegen das Hebeln wirken. Das ist natürlich relativ wenig für ein so großes Fenster und hier würde ich ganz einfach sagen, dass man hier nachrüsten sollte.
Kann ich einfach in den Baumarkt gehen und mir die Beschläge kaufen?
Nein, das geht nicht. Also da muss eine Fachfirma beauftragt werden.
Okay, gut. Jetzt haben wir die Balkontür gesehen, die Fenster und die Wohnungstür. Gibt es sonst noch irgendwo Punkte, wo man ansetzen könnte, wie man die Wohnung sicherer macht?
Vielleicht noch so ein paar Verhaltenssachen.
Dann würd ich mal sagen, gehen wir wieder in die Küche, denn da gibt’s Kaffee.
Sie haben eben schon das Verhalten angesprochen: Einbrecher lieber in die Flucht schlagen als sich irgendwie in den Weg zu stellen. Was muss ich denn sonst noch beachten?
Man sollte sich mal eine Liste der Wertgegenstände machen und auch mal Wertgegenstände fotografieren. Das ist für uns als Polizei sehr hilfreich. Wir können diese Sachen zur Fahndung ausschreiben. Es gibt noch ein paar Sachen: Zum Beispiel bei längerer Abwesenheit, dass man Vertrauenspersonen einweiht, dass man weggefahren ist, dass mal nach dem Rechten geschaut wird, dass man Leute beauftragt, mal den Briefkasten zu leeren.
Also, einfach den Eindruck erwecken, dass die Wohnung bewohnt ist, auch wenn ich im Urlaub bin.
Genauso ist es.
Okay, das heißt, Nachbarschaftspflege hilft auch der Sicherheit.
Ja, das ist richtig.
Herr Lange, wie ist das eigentlich bei Ihnen, wurde bei Ihnen schonmal eingebrochen.
Nein, bei uns wurde nicht eingebrochen.
Ich sehe, bei Ihnen ist es sozusagen eine Erfolgsstory, wenn man so sagen will. Ich werde jetzt auf jeden Fall nochmal meine Versicherung checken. Mal mit dem Vermieter klären, ob er einen Teil dazu beitragen möchte und vielleicht kauf ich meinen Nachbarn doch mal ein paar Blumen.