„Aktionsplan Glasfaser“
Es ist oft die Rede von Deutschland als „digitales Entwicklungsland“. Das liegt nicht zuletzt am schlechten Breitband-Netz hierzulande: Flächendeckendes schnelles Internet ist immer noch Zukunftsmusik. Ein Schlüssel sind Glasfaserkabel. Mit denen sind Übertragungsgeschwindigkeiten von einem Gigabit pro Sekunde möglich. Solche Anschlüsse seien schon bald so wichtig wie ein Wasser- oder Stromanschluss, meint der Präsident vom Bundesverband Breitbandkommunikation.
Der Verband aus rund 160 Netzbetreibern – dazu zählen alle bis auf die Deutsche Telekom – hat nun der Bundesregierung ihren „Aktionsplan Glasfaser“ vorgelegt. Dieser hat ein klares Ziel: Flächendeckende Verfügbarkeit von Glasfaser-Anschlüssen bis 2025. Diese leistungsfähige und zukunftssichere digitale Infrastruktur sei die Grundlage für zahlreiche Entwicklungen: Industrie 4.0, Cloud Computing, autonomes Fahren oder Virtual Reality.
Große künftige Anwendungen und völlig neue Techniken werden die ganze Datenrate brauchen, die Glasfaser bietet. Wenn die Netze erst mal errichtet sind, dann können auch mehrere Betreiber sie gleichzeitig nutzen. – Achim Sawall, Redakteur bei golem.de
Endgültige Privatisierung der Telekom
Das Problem: Glasfaser-Technik ist teuer. Zur Finanzierung schlägt der Netzverband nun unter anderem vor, dass der Bund seine letzten Telekom-Anteile verkauft. Damit könnten angeblich rund 25 Milliarden Euro eingenommen werden. Die wären wohl auch nötig, denn ein solcher Ausbau der Infrastruktur mit Glasfaser würde viele Milliarden Euro kosten.
Es sieht so aus, als ob die Bundesregierung die Staatsanteile an der Telekom stärkt statt senkt. Aber wenn ein Land wie Deutschland nicht das Geld zusammenkriegt, um den Fiber-to-the-Home-Ausbau zu bewältigen – welches Land denn sonst? – Achim Sawall
Die Telekom verfolgt hingegen ein anderes Ziel: Durch sogenanntes „Vectoring“ sollen die bestehenden Kupferleitungen ausgereizt werden. Damit erfüllt die Telekom die Vorgabe der Bundesregierung, jeden Haushalt bis nächstes Jahr mit einem 50 MBit/s-Anschluss zu versorgen. Der Bundesverband Breitbandkommunikation findet, das ist zu wenig. Ihrer Meinung nach sollten Fördermittel nur noch für den Ausbau des Glasfaser-Netzes eingesetzt werden.
Doch wie sinnvoll ist der „Aktionsplan Glasfaser“ und warum treibt die Telekom nicht selbst den Glasfaserausbau voran? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Achim Sawall gesprochen. Er ist Redakteur beim Webportal golem.de.
Redaktion: Thomas Weinreich