Das gesamte Computer-Netzwerk des Bundestags muss neu aufgebaut werden. Insgesamt 20.000 Rechner. Grund ist der inzwischen seit vier Wochen andauernde Hacker-Angriff auf das Datennetzwerk des Bundestages. Und es zeigt: die Bundestag-IT versagt im Zweifelsfall völlig. Trojaner sind tief in das Netzwerk eingedrungen und haben einen Totalschaden verursacht. Nun scheint sogar ein kompletter Austausch der Hardware eine Option.
Hacker-Angriff verursacht Chaos im Bundestag
Über den Verursacher ist angeblich nichts bekannt. Wiederholt war aber darüber spekuliert worden, dass ein ausländischer Geheimdienst dahinterstecken könnte, möglicherweise der russische. Spekuliert wird im Moment viel. Fakt ist, dass der Bundestag nicht richtig gegen Cyberangriffe geschützt ist. Das ist skandalös – denn die Angreifer haben versucht, umfangreiche, teils sensible Datenmengen zu stehlen.
Computer-Netz des Bundestages wird aufgeben
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei zu dem Ergebnis gekommen, dass das Datennetz nicht mehr gegen den Angriff verteidigt werden kann und daher aufgegeben werden muss. Laut „Spiegel Online“ fließen noch immer Daten in unbekannter Richtung ab.
Bereits vor vier Wochen war bekannt geworden, dass das Computer-Netz des Bundestages das Ziel eines bis dato beispiellosen Hacker-Angriffs geworden war. Die Hacker haben mittlerweile Zugriff auf beliebige Systeme des Bundestages sowie auf alle Zugangsdaten der Fraktionen, Abgeordneten und Bundestags-Mitarbeiter. Weil die Angreifer nun sogar Administratorenrechte für das Bundestags-Netz ergattert haben, empfiehlt das BSI, das alte System vollständig aufzugeben und schließlich gleich neues Netzwerk aufzubauen.
Ein Schaden an der Demokratie
Zweifel an der IT-Sicherheit des Bundestags weckt nicht nur die Hacker-Attacke an sich. Der Totalschaden am Datennetz des Bundestages ist auch ein Schaden für das demokratische System der Bundesrepublik. Die zentrale Institution des Souveräns liegt offen da: Ein wichtiger Teil der Arbeitsinfrastruktur der Abgeordneten wird für unbestimmte Zeit in seiner Funktion deutlich eingeschränkt sein.
Aufgrund dieser Sabotage müsste eigentlich ein öffentlicher Aufschrei folgen. Bisher bleibt der aus. Über die parlamentarische Sommerpause hinweg die Systeme neu aufzubauen, könnte schwierigw werden: noch dazu mit einem völlig neuen und besseren Sicherheitskonzept.
Über das Ausmaß des Hacker-Angriffs und seine Folgen spricht detektor.fm-Moderatorin Theresa Nehm mit mit Jan Girlich vom Chaos Computer Club.
Redaktion: Carsten Jänicke