JuPod: Prämierte auf Leipziger Buchmesse ausgezeichnet
Am Samstag, dem 23. März 2024, war es endlich so weit: Auf der detektor.fm-Bühne auf der Leipziger Buchmesse wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des ersten deutschlandweiten Jugend-Podcast-Wettbewerbs „JuPod“ vom Ernst Klett Verlag und dem Podcast-Radio detektor.fm verkündet. Das Thema der ersten Ausgabe vom JuPod war „Gendern: Wie verändert Sprache unseren Blick auf die Welt?“, und sechs Einsendungen hatten es unter die Nominierten geschafft. Zur Preisverleihung waren die Platzierten eingeladen worden: „The Voice of Youth“ von der Mittelschule Geretsried, „Kontroversiert“ vom Leonhard-Wagner-Gymnasium Schwabmünchen und die Gruppe „DeMasked“ vom Gabriele-von-Bülow-Gymnasium Berlin. Die Schülergruppe aus Berlin wurde mit dem ersten Platz ausgezeichnet, auf Platz zwei landete „The Voice of Youth“ und die Gruppe „Kontroversiert“ belegte den dritten Platz.
Differenziert-reflektierte Auseinandersetzung
In seinem Grußwort betonte der Geschäftsführer des Ernst Klett Verlags, Dr. Michael Schlienz, den Wert des Mediums Podcast: Die „Textsorte“ Podcast sei immer mehr in den Lehrplänen verankert, da der Umgang mit Podcasts die Medienkompetenz fördere. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich zudem bei der eigenständigen Produktion ihrer Podcast-Folgen sowohl technisch als auch kreativ ausprobieren können. Und auch das Thema Gendern sei ja „nicht so easy“ gewesen. „Da bin ich sehr froh, dass ihr euch rangewagt habt“, lobte Michael Schlienz die Teams.
Eine gemeinsame Fachjury aus Vertreterinnen und Vertretern der Deutschredaktionen des Ernst Klett Verlags sowie den Redaktionen des Podcast-Radios detektor.fm beurteilte die inhaltliche und audiotechnische Qualität der eingereichten Podcast-Episoden. Alle eingereichten Podcast-Beiträge spiegeln laut Meinung der Jury ein durchgängig differenziertes Meinungsbild zum Thema Gendern im Alltag wider. Die im Wettbewerb entstandenen Podcast-Folgen fördern neben dem Umgang mit Medienformaten die im Deutschunterricht erworbenen Kompetenzen, etwa die geschickte Handhabung von Sachtexten sowie die Fähigkeiten zum Recherchieren, Diskutieren, Zuhören und Argumentieren. Für einige der teilnehmenden Klassen hat die Teilnahme am Wettbewerb die Klassenarbeit ersetzt.
Erster Platz geht an „DeMasked“
Auf dem ersten Platz des Jugend-Podcast-Wettbewerbs landete „DeMasked“, eine Schülergruppe des Gabriele-von-Bülow-Gymnasiums in Berlin, die sich in der „Videopodcast AG“ zusammengefunden hatte. Für das Podcast-Projekt hatten sich die Schülerinnen und Schüler, die in der AG zuvor schon kurze Videoformate produziert hatten, ein neues Konzept überlegt.
Im Beitrag von „DeMasked“ erfolgt die Annäherung an das Thema Gendern über das Fach Deutsch und die schwer lesbare Aufgabenstellung im Deutschbuch. Der Spannungsaufriss durch Zitate beleuchtet das Thema inhaltlich und zeigt anhand sehr gut ausgewählter Protagonistinnen und Protagonisten, wie emotional besetzt das Thema ist: Feministin Luise Pusch, Gesellschaft für deutsche Sprache, Sänger Heinz Rudolph Kunze, CDU-Chef Friedrich Merz. Die Meinungsumfrage an der Schule stellt die unterschiedlichen Positionen unter den Schülerinnen und Schülern sowie unter den Lehrkräften dar. Das Interview mit einer Fachfrau, der Kontaktperson für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, verdeutlicht den Zusammenhang von Sprachwandel und gesellschaftlichem Wandel.
Zweiter Platz geht an „The Voice of Youth“
Den zweiten Platz beim JuPod belegte „The Voice of Youth“ von der Mittelschule Geretsried in Bayern. Die Zusammenarbeit in der Gruppe hätte viel Spaß gemacht, erzählen die Schülerin und die drei Schüler, die sich „The Voice of Youth“ nennen. Ebenso sei es interessant gewesen, sich mit dem Thema Gendern auseinanderzusetzen. Was fiel der Gruppe am schwersten?
In der Einführung wird das Thema Gendern knapp und richtig vorgestellt und definiert. Die anschließende Pro-Kontra-Diskussion stellt sachlich-fachliche Argumente insbesondere aus dem sprachsystemischen Bereich dar: So werden hervorragend und sehr kenntnisreich der Zusammenhang von Sprache und Denken, grammatikalische Folgeprobleme des Genderns, die Unterscheidung von Genus und Sexus reflektiert. Genauigkeit, Mehrdeutigkeit und die Kontextabhängigkeit von Sprache werden aufgezeigt, internationale Vergleiche herangezogen und Probleme aus überzogenen Vorstellungen angesprochen. Der abschließende mögliche Kompromiss wird in neutralen Formulierungen gesehen, die die Grammatik und Rechtschreibung nicht auf den Kopf stellen, aber eine semantische Sprachentwicklung voraussetzen.
Dritter Platz geht an „Kontroversiert“
Die Gruppe „Kontroversiert“ vom Leonhard-Wagner-Gymnasium in Schwabmünchen bei Augsburg sah die JuPod-Jury auf dem dritten Platz. „Kontroversiert“ produzierte zum ersten Mal einen Podcast, ist von dem Format aber so angetan, dass die Gruppe beschlossen hat, das Podcasten weiterzumachen.
„Kontroversiert“ gelingt eine Heranführung an das Thema Gendern über eine Familiendiskussion und ein professioneller Problemaufriss zum Gendern unter Einbeziehung alle Geschlechter. Die psychologische Erklärung des Stressfaktors und der In-Group-Bias sowie des Generationenkonflikts sind sauber recherchiert, schlüssig an einem roten Faden entlang dargestellt und durch Beispiele gut fasslich aufbereitet. Die Gruppe erläutert zudem sachlich und kenntnisreich den konstruktiven Umgang mit Kontroversen — ein sehr guter Beitrag zur Demokratiebildung.