Netflix auf der Berlinale
Aktuell schweben auf der Berlinale die Stars wieder über den roten Teppich. Mit im Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Bären sind auch Netflix-Produktionen. Das ist durchaus bemerkenswert. Denn die Filmfestivals sehen sich teilweise den klassischen Kinobetreibern verpflichtet. Das Festival von Cannes hat Filme des Streaming-Anbieters ausgeschlossen. In Venedig hingegen gewann im vergangenen Jahr „Roma“ den Goldenen Löwen. Der Film war eine Netflix-Produktion.
Überholtes Verwertungsmodell
Die Festivals werden auf Dauer die Angebote von Netflix und Co. nicht umgehen können, sagt Jürgen Kuri. Und hinter Ausschlüssen steht zu oft das klassische Verwertungsmodell der Filmstudios:
Die bringen erst ihre filme ins Kino. Dann dauert es mehrere Monate, bis sie uaf DVD kommen. Und irgendwann sollen die vielleicht auch im Streaming verwertet werden. – Jürgen Kuri, Chefredakteur von heise online.
Diese Logik funktioniere nicht mehr, sagt Kuri. Die Nutzer erwarten, dass sie Kinofilme zu Hause erneut schauen können, wenn er ihnen gefallen hat. Und zwar ohne Monate darauf warten zu müssen.
Diese Verzögerungen sind nicht mehr zeitgemäß. Und da wird die Filmindustrie wahrscheinlich noch einiges nacharbeiten müssen, um tatsächlich die User bei der Stange zu halten. – Jürgen Kuri
Die falschen Schlüsse
Weil Streaming boomt, versuchen Hollywood und die Filmindustrie auch eigene Streaming-Plattformen zu etablieren. So soll beispielsweise Captain Marvel als exklusives Angebot auf der Disney-eigenen Plattform vertrieben werden. Das könnte für die Nutzer zunächst zum Problem werden. Auf Dauer wird diese Strategie aber nicht greifen, meint Jürgen Kuri. Weil nur wenige drei, vier oder fünf Plattformen nutzen wollen.
Was die Filmindustrie von der Musikindustrie lernen kann, erklärt Jürgen Kuri von heise online im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Erll. Außerdem sprechen die beiden über ein russisches Experiment mit dem Internet.