ASMR – Netzphänomen
Seit nunmehr einem Jahr beschäftigt die Netzgemeinde ein skuriles Phänomen: ASMR, die Kurzform für „Autonomous Sensory Meridian Response“. Das bedeutet übersetzt so viel wie „Kopfkribbeln“ und soll genau das auslösen: ein wohliges, entspannendes und angenehmes Kribbeln, das sich bis in den Kopf ausbreitet.
In ASMR-Videos auf Youtube sind meist Frauen zu sehen, die mit einer flüsternden Stimme zu ihren Zuschauern sprechen und dabei mit bestimmten Materialien knistern oder rascheln. Diese Geräusche gepaart mit der sanften, ruhigen Stimme sollen Menschen, die ASMR empfinden können, in eine Phase von Tiefenentspannung befördern. Manche dieser Videos sind bislang mehrere Millionen Mal angeklickt worden.
Es berichten viele Leute, die sich diese Videos ansehen, dass sie da in eine Art Rausch kommen oder dass sie da schon eine gewisse Art von kleiner Abhängigkeit haben. – Christian Möller, freier Journalist
Forschungslücke
Wirklich erforscht ist das Phänomen bisher jedoch nicht.
Das hat vielleicht damit zu tun, dass man erst mal gar nicht weiß, was das denn ist, wie dieses seltsame Phänomen – bei dem alle auch immer nur über ein Phänomen sprechen – überhaupt klassifiziert werden kann. – Christian Möller
Aufgrund der Frage der genauen Zuständigkeit kamen die ersten Forschungen über ASMR auch zunächst aus der Community selbst. Dass sich bisher kaum etablierte Wissenschaftler dem Phänomen angenommen haben, mag zum einen daran liegen, dass ASMR als Internetphänomen nicht gerade nach seriöser Wissenschaft klingt. Zum anderen liegt es wohl auch daran, dass unklar ist, welche Fachrichtung sich damit beschäftigen sollte.
Über das Phänomen ASMR und was genau dahinter steckt, hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Christian Möller gesprochen. Er hat als einer der ersten deutschen Journalisten im Deutschlandradio über ASMR berichtet.
Redaktion: Mirjam Ratmann