„Adam & Ida“: Vom Dazugehören und Verlorensein
Ida Paluch wird im Jahr 1939 im polnischen Sosnowiec als Jüdin geboren. Nachdem die Nazis in Polen eingefallen waren, wird sie zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Zwillingsbruder Adam und ihrer älteren Schwester Genja in das Ghetto von Sosnowiec verschleppt. Von dort stammen ihre ersten Erinnerungen. Doch die Familie bleibt nicht lange zusammen. Idas Mutter begeht Suizid und Ida wird von ihrer Tante aus dem Ghetto herausgeschmuggelt und wächst bei einer Adoptivfamilie auf. Viele Jahre kennt sie ihre wahre Identität nicht — doch sie erinnert sich an ihren Zwillingsbruder. Adam überlebt nur knapp das Konzentrationslager in Majdanek, weil er von einem russischen Soldaten gerettet wird. Auch er wächst bei einer Adoptivfamilie auf, bekommt einen neuen Namen, eine neue Religion. Und hört nicht auf, nach seiner Familie und seiner wahren Identität zu suchen. Erst nach mehr als 50 Jahren finden die Zwillinge Ida und Adam einander wieder. Bei ihrem ersten Telefonat glaubt Adam Ida erst nicht, dass sie Zwillinge sind. Aber er erzählt, dass er sich erinnert, als Kind immer für einen Mister Leon gebetet zu haben.
Ich fragte: ‚Wissen Sie, wer Mister Leon ist?‘ Er sagte Nein. ‚Sie haben immer für unseren Vater gebetet, sein Name ist Leon.‘ Wir fingen an zu weinen, er glaubte mir jetzt.
Ida Paluch, Holocaust-Überlebende
Ida Paluch ist Anfang 80, als sie den beiden Filmemachern Tilman Müller und Jan Tenhaven ein Interview gibt. Daraus entstehen die dreiteilige Feature-Serie „Adam & Ida“ und ein Dokumentarfilm. Es ist die unglaubliche und bewegende Geschichte von zwei Geschwistern, die getrennt voneinander den Holocaust überlebt haben und sich erst nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder in die Arme fallen. Dokumentarfilm und Feature sind Produktionen des NDR.
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