„gestern ist jetzt“: Familiengeschichten im Nationalsozialismus
Die Verbindung zwischen historischen Epochen und der eigenen Familiengeschichte zu ziehen, fällt nicht immer leicht. Besonders schwer scheint es zu sein, wenn die Familiengeschichte nicht gerade rühmlich ist. In einer Studie aus dem Jahr 2019 haben zahlreiche Befragte angegeben, dass ihre Vorfahren sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus befunden oder Verfolgten geholfen hätten. Dass so viele Befragte ihre Familienmitglieder als widerständig einschätzen, passt allerdings überhaupt nicht mit historischen Fakten zusammen — denn tatsächlich war nur ein sehr kleiner Teil der deutschen Bevölkerung im Widerstand aktiv.
Gerade in Familien mit Täter*innen oder Mitläufer*innen kann die Konfrontation mit den Taten der eigenen (Ur-)Großeltern unangenehm sein. Der Podcast „gestern ist jetzt“ setzt dort an. Die Journalistinnen und Podcast-Hosts Melanie Longerich und Brigitte Baetz geben Menschen Tipps, die mehr über die eigene Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus erfahren möchten. Und sie teilen auch ihre persönlichen Erfahrungen von der Suche nach den wahren Geschichten ihrer Großväter.
In den vergangen Jahren ist unter den 16- bis 25-Jährigen, der Generation Z, das Interesse an der NS-Zeit wieder gestiegen, besagt eine Studie. Zu recherchieren, was die eigenen Vorfahren von 1933 bis 1945 gemacht haben, ist gar nicht so ein großer Aufwand — umso größer ist der Mehrwert, sich aktiv mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Das wurde in vorigen Generationen häufig vermieden. Doch das, was in Familien während des Nationalsozialismus passiert ist, lässt sich nicht vom gesellschaftlichen Diskurs abtrennen.
Melanie Longerich und Brigitte Baetz wollen ihre Familiengeschichten aufarbeiten und ihr Publikum ermutigen, sich auch auf die Suche zu begeben. Bis Anfang Juli 2023 sind 30 Episoden von „gestern ist jetzt“ erschienen, in denen Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Menschen, die selbst ihre Familiengeschichten recherchiert haben, zu Wort kommen. Der Podcast wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen.
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