Stille SMS als Ortungswanze
Die „stille SMS“ ist bei Ermittlern der Polizei und der Geheimdienste zu einer neuen Geheimwaffe geworden. Unbemerkt versenden sie SMS an einen Verdächtigen und erstellen damit ein Bewegungsprofil. Pro Person müssen in kurzen Zeitabständen mehrere SMS verschickt werden, um ein detailliertes Bewegungsprofil erstellen zu können. Obwohl die stille SMS empfangen wird, deuten weder Ton noch Display des Empfängers auf eine SMS hin. Die Kurznachrichten erzeugen Verbindungsdaten indem sie Ortungsimpulse an das Funknetzwerk verschicken.
Der Vorteil für die Ermittler: es muss nicht für jeden Ortungsimpuls ein Antrag gestellt werden, eine einmalige Überwachungsanordnung genügt. Und es kann auch auf SIM-Karten ausländischer Netzanbieter zugegriffen werden.
Neben der „stillen SMS“ ist auch die Überwachung mit dem IMSI-Catcher verbreitet: ein Gerät, das sich gegenüber dem Mobiltelefon als Teil des Netzes ausgibt. Im Grunde erkennt das Telefon den IMSI-Catcher als Mobilfunkmast. IMSI steht für die eindeutige Identitätsnummer des Telefons. Der Einsatz der IMSI-Catcher kann allerdings den Funkverkehr beeinträchtigen und Anrufe des Nutzers verhindern. Inzwischen haben auch Kriminelle die Methode für sich entdeckt, da ein Catcher leicht nachzubauen ist.
Digitale Überwachung wächst
Nach einer Anfrage des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Die Linke) hat das Bundesinnenministerium bestätigt, dass in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres 116.948 „stille SMS“ verschickt worden sind. In der ersten Hälfte des Jahres 2015 sind es 107.449 gewesen. Hunko ist besorgt über den verhältnismäßig starken Einsatz der digitalen Überwachung.
Über den Einsatz der SMS-Tracking-Methode und über dessen Rechtmäßigkeit hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler mit Sebastian Wolff-Marting gesprochen. Er ist Anwalt und hat sich auf Internet- und IT-Recht spezialisiert.
Redaktion: Zülal Yildirim