Freitagnachmittag. Die Sonne scheint. Keiner hat mehr Lust, weder Lehrer noch Schüler. Also wird der alte Fernseher auf wackeligen Bürostuhlrollen hereingebracht. Nach dem der Staub vom Röhrenbildschirm gepustet und diverse Kabel minutenlang entwirrt wurden, wird eine VHS-Kassette eingelegt.
Was für manche wie eine Erzählung aus Großvaterszeiten klingt, ist in einigen Schulen noch gar nicht so lange her. Die Unterstützung des Unterrichts durch digitale Mittel geht in Deutschland nur sehr langsam voran. Schul-übliche Methoden werden zwar digital umgesetzt; häufig wird aber nicht viel weiter gedacht.
Einige Schulen haben sich schon mit WiFi eingerichtet und ein paar Geräte angeschafft. Was man bisher immer noch macht, ist einfach das Altbekannte mit anderen Mitteln umzusetzen; die Tafel wird zum digitalen Whiteboard und das Arbeitsblatt zum PDF. Es gibt aber didaktische Möglichkeiten, die man noch erkunden könnte. – Markus Neuschäfer, Edulabs
Auch der Online-Austausch von Lehr- und Lernmitteln ist durchaus verbreitet. Vieles ist allerdings schwer zu finden, unübersichtlich dargestellt und vor allem oft nicht nutzbar, weil die Inhalte mit Copyright geschützt sind. Die Initiative „Edulabs“ will deshalb frei zugängliche Bildungsmaterialien verteilen.
Bildungsmaterialien für alle
Viele Lehrmaterialien entstehen bisher bei Verlagen und sind rechtlich gesichert. Im Gegensatz dazu haben Open Educational Resources eine offene Lizenz, wie beispielsweise Creative Commons oder GNU, General Public License. Das bietet sowohl Schülern als auch Lehrkräften die Möglichkeit, auf diese Inhalte zuzugreifen und sie für sich zu nutzen, ohne dass rechtliche Fragen im Weg stehen.
Lehrer und Lehrerinnen können diese Materialien teilen und für ihren eigenen Unterricht anpassen. […] Sonst dürfen sie das oft nicht. Der größte Vorteil ist natürlich, dass die Lehrer das Rad nicht immer neu erfinden müssen, […] so haben sie Zeit sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, nämlich gut zu vermitteln. – Markus Neuschäfer
„Edulabs“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und organisiert momentan Workshops und Treffen, deren Ziel es ist „mit digital gestützten Methoden offene Bildung voranzubringen“. Was genau das bedeutet, hat Projektleiter Markus Neuschäfer detektor.fm-Moderator Lucas Kreling erklärt.
Redaktion: Robin Hatting