Das Problem von Microsoft ist offensichtlich: Gerade einmal 19 Prozent aller Desktop-Computer nutzen das neueste Betriebssystem Windows 10. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil für das ältere Windows 7 immer noch bei 50 Prozent. Im Interesse der Firma muss sich das natürlich ändern – möglichst bevor die kostenlose Version ausläuft. Doch die Nutzer sehen das anders.
Windows 10 und sein Ruf
Dass viele Anwender dem Wechsel zu Windows 10 nach wie vor kritisch gegenüberstehen, liegt vor allem an seinem Ruf als Datenkrake. Im Werkszustand werden sehr viele Informationen gesammelt und an Microsoft weitergeleitet. Wer sich jedoch mit den Einstellungen des Systems auseinandersetzt, kann den Großteil der ungeliebten Funktionen deaktivieren.
Microsoft hat sich zu sehr auf den US-amerikanischen Markt verlassen und missachtet, dass das Thema Datenschutz in Europa generell etwas stärker beachtet wird als in den USA. – Jan Schüßler, IT-Experte vom Computermagazin c’t
Was jedoch Nutzer älterer Systeme nicht deaktivieren können, ist die ständige Aufforderung zum Update. Dieses penetrante Vorgehen seitens Microsoft war für viele Anwender ein Grund, aus Prinzip nicht zu wechseln.
Nervige Pop-ups und Blue Screen
Seit der Veröffentlichung von Windows 10 versucht Microsoft das Programm so effizient wie möglich unter die Nutzer zu bringen. Anfangs nur mit Pop-ups und allerlei Meldungen, mittlerweile auch im größeren Format: Der sonst als lästige Fehlermeldung bekannte Blue Screen erscheint nun auch in abgewandelter Form zur Updateerinnerung. Die Community ist wenig begeistert.
Microsoft hat von vornherein aggressive Werbung betrieben – man möge doch bitte auf Windows 10 umsteigen. Es hat viele Anwender gegeben, die das Betriebssystem gut fanden, aber aufgrund dieser Aufdringlichkeit aus Prinzip ablehnten. – Jan Schüßler, IT-Experte
In den USA hat eine Nutzerin auf Schadensersatz geklagt, weil ihr Computer ungewollt das Windows-10-Update durchgeführt hat. Sie bekam Recht und Microsoft musste 10.000 Dollar zahlen.
Da interessiert es auch weniger, dass Windows 10 kein schlechtes Betriebssystem ist. Kritiker loben vor allem Sicherheit und Stabilität der neuen Version. Doch solange Microsoft versucht, sein Produkt mit allen Mitteln durchzusetzen, wird die Gunst der Computernutzer fernbleiben.
Warum IT-Experte Jan Schüßler trotzdem Windows 10 benutzt, erklärt er im Interview mit detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg.