detektor.fm sammelt – für eine neue Sendung
„Im Radio: nicht so viele Zahlen!“. So lernt man es als junger Radiomacher. Aber manchmal, da braucht man sie einfach, um komplizierte Sachverhalte zu verstehen: die Zahlen, die Statistiken, die Diagramme. Bei „Katapult“, dem „Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft“, hat sich ein Team genau das vorgenommen: „Die Redaktion von Katapult hat sich zum Ziel gesetzt, Sozialwissenschaft populär aufzubereiten.“ – so steht es auf der Webseite der Katapult-Macher, und sie tun das mit Zahlen, Infografiken und Karten.
Mit Beate Zschäpe auf Klick-Fang gehen
Diesmal nahmen sich die Katapult-Macher ein Phänomen vor, das im Netz als „Clickbait“ bezeichnet wird. Die Beobachtung ist nicht neu: seriöse Inhalte, gute Hintergründe, saubere Fakten und zuverlässige Berichte – all das verbreitet sich im Netz nicht annähernd so gut wie Tierkinder, nackte Haut und voyeuristische Darstellungen.
Das Resultat: manchmal muss man auch als seriöser Seitenmacher mit diesen „niederen Instinkten“ spielen.
Inwieweit unterscheiden sich die mäßigen Ergebnisse der Wissenschaftsartikel von jener Veröffentlichung, die auf niedere Instinkte abzielte? Die Antwort lautet: fünf. Der Zschäpe-Artikel wurde pro Einblendung auf Facebook etwa fünfmal häufiger geklickt als ein herkömmlicher Beitrag von KATAPULT. – Fazit der Katapult-Redaktion
Und so hat sich unter dem Schlagwort „Clickbait“ schon eine ganz eigene Disziplin herausgebildet: wie bekommt man mit möglichst reizvollen Ankündigungen möglichst viele Menschen dazu, auf die eigene Seite zu klicken?
Das Bemühen darum hat sich verselbstständigt und sorgt nicht selten dafür, dass die im Netz ausgelegten Köder nichts mehr mit dem zu tun haben, was Besuchern nach dem Klick tatsächlich angeboten wird.
Die angeblichen Brüste von Beate Zschäpe – eine Nachricht verbreitet sich
Die Macher von „Katapult“ wollten das einmal nachvollziehen – und „exemplarisch einmal auch die Mittel der Bild-Zeitung einsetzen können“, erklärt Benjamin Fredrich in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung, der das Experiment eher kritisch einordnet.
Kurzum: sie haben bewusst eine falsche Nachricht auf ihre Seite gestellt. Und sie haben diese in Facebook mit Geld beworben. Ganz gezielt sollten Nutzer darauf aufmerksam werden, die die NPD, die FAZ, die Bild, die Katholische Kirche oder die „Netzfrauen“ mit „Gefällt mir“ markiert hatten.
Weswegen genau diese Leute, und was die Aktion überhaupt sollte, erklärt uns Benjamin Fredrich von Katapult im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser.
Die „Karte der Woche“ und „Zahlen, bitte!“
in Kooperation mit
Redaktion: Marcus Engert, Markus Vorreyer