Hysterie rund um Smartphones
Früher war es das Fernsehen, das dumm und einsam machte, heute sind es angeblich die Smartphones. Die Hysterie rund um die kleinen Mini-Computer schwappt regelmäßig durch deutsche Talkshows und verkauft einschlägige Bücher. Nicht nur in älteren, IT-fernen Schichten fällt die Handy-Skepsis auf fruchtbaren Boden. Geflügelte Worte wie „Life happens offline“ geistern seit Jahren durch die sozialen Medien.
Doch Medienforscher wie Sabine Reich betrachten die Rolle des Smartphones inzwischen durchaus differenziert. Unstrittig ist dabei, dass die allgegenwärtige Vernetzung und Erreichbarkeit die Art und Weise verändert, wie wir zwischenmenschliche Beziehungen führen und uns verhalten. Ob dabei negative oder positive Entwicklungen vorherrschen, hänge allerdings davon ab, wie jeder Einzelne mit dem Smartphone umgeht.
Qualität statt Quantität
Bisher haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft lediglich die „Screentime“, also die Dauer der Handynutzung, analysiert. Ein Projekt der Stanford University möchte dieses Konzept erweitern, um auch die Art der Nutzung in zukünftige Analysen einzubeziehen. Dazu wollen sie alle fünf Sekunden Screenshots von den Smartphone-Bildschirmen durchschnittlicher User machen und diese anschließend automatisch auswerten. Das Ergebnis — ein detailliertes Abbild der individuellen Online-Aktivität — nennen die Forscher das „Screenome“, in Anlehnung an das biologische Genom.
Wir haben Nilam Ram, Professor für menschliche Entwicklung an der Pennsylvania State University und Teil des „Human Screenome“-Projekts, gefragt, wie uns der neue Ansatz helfen kann, die Gesellschaft besser zu machen. Außerdem beantwortet uns die Kommunikationsforscherin Sabine Reich die Frage, wie die Wissenschaft derzeit die Folgen der Smartphonenutzung einschätzt.