Jeder achte Mensch in Deutschland ist Analphabet
Formulare ausfüllen, Anleitungen oder Briefe lesen: Für über 750 Millionen Menschen weltweit ist das eine echte Herausforderung. Sie können kaum oder gar nicht lesen und schreiben. In Deutschland ist fast jeder achte Mensch von funktionalem Analphabetismus betroffen. Funktionale Analphabeten und Analphabetinnen können zwar einzelne Wörter und einfache Sätze lesen und schreiben, aber längere Texte nicht verstehen. Martin Sell ist einer von ihnen. Jahrelang hat er versucht, seinen Analphabetismus mit Notlügen zu vertuschen.
Heute ist er Botschafter des Bundesverbands Alphabetisierung und macht anderen Mut. Ihm wurde sogar ein Buch gewidmet: „Huckleberry Fynn“ – in einfacher Sprache.
Können digitale Tools helfen?
Der digitale Alltag könnte das Leben von Analphabetinnen und Analphabeten verändern. Heute sind Sprachmemos, Emojis und Sprachassistenzen eine gute Hilfe, um Schriftsprache im Alltag einfach zu umgehen. Lern-Apps für Erwachsene bieten eine niedrigschwellige Möglichkeit, um lesen und schreiben zu lernen. Gleichzeitig fallen aber durch die Digitalisierung einfache Jobs weg, für die das Lesen und Schreiben nicht so wichtig ist.
detektor.fm-Moderatorin Helena Schmidt hat mit Martin Sell über sein Leben mit funktionalem Analphabetismus gesprochen. Er erzählt, wie er, ohne lesen und schreiben zu können, durchgekommen ist. Jan-Peter Kalisch vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung erläutert, wie digitale Angebote Menschen mit funktionalem Analphabetismus unterstützen können.