Sexualkunde wird 50
Seit 50 Jahren gibt es Sexualkunde an allen Schulen der Bundesrepublik. Als 1969 der erste Sexualkunde-Atlas erscheint, ist der Aufschrei groß. Dabei wird zunächst nur über die biologischen Vorgänge aufgeklärt. Denn Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern „ein sachlich begründetes Wissen“ über Sexualität zu vermitteln.
Vorreiter in Sachen sexuelle Aufklärung ist der neue Sexualkundeunterricht allerdings nicht: Schon ab 1956 beschäftigt sich die Jugendzeitschrift Bravo mit dem Thema Sexualität und steht Jugendlichen Rede und Antwort zu allen Fragen und Sorgen rund um Sex.
Wie muss sexuelle Aufklärung heute aussehen?
Heute aber mangelt es kaum mehr an der Sichtbarkeit von Sexualität. Aber was genau gehört in den Sexualunterricht? Darüber ist man sich in Deutschland nicht ganz einig.
Das Thema ist immer noch tabubehaftet. Nicht nur die Schule ist überfordert mit der Vermittlung von gutem Wissen über Sexualität, auch die Familie ist damit überfordert. – Jakob Pastötter, Sexualwissenschaftler
Laut einer Studie des ifo-Insituts wollen 75 Prozent der Deutschen, dass Themen wie Gleichstellung, Gewalt und Machtmissbrauch von Männern gegenüber Frauen und sexuelle Belästigung Teil des Schulunterrichts sein sollen. Die Politik ist sich uneinig: Parteien wie die SPD, FDP, Die Linke und die Grünen setzen sich vor allem für eine sexuelle Diversität im Unterricht ein. Die AfD kritisiert eine „Frühsexualisierung“ von Kindern und Jugendlichen. Bei der CDU gilt der Grundsatz „Prävention vor Reaktion“.
Über den Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen und was sich in Zukunft verändern muss, hat detektor.fm-Moderatorin Yvi Strüwing mit Jakob Pastötter gesprochen. Er ist Sexualwissenschaftler und Präsident der Deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung.
Redaktion: Leora Koch