Bitte ordnen Sie sich ein
Wir haben uns fast daran gewöhnt, dass es nahezu jedes Produkt in Rosa oder Blau gibt. Da liegen WC-Steine für sie und ihn im Regal der Supermärkte. Der eine heißt „WC-Püppchen“, der andere „Sprengmeister“. Auch die Nussmischung gibt es in zwei Varianten. Die für den Mann trägt den Titel „Sportfreund“ und die für die Frau heißt „Schönheitskönigin“. Mit den Produkten des Alltags werden so auch Zuschreibungen zum Geschlecht verkauft. Klostein und Nussmischung bekommen eine Geschlechtsidentität. Käufer und Käuferin müssen sich entscheiden.
Der Umsatz kann offenbar gesteigert werden, indem man sagt: Das ist nur für Männer und das ist nur für Frauen. Kinder übernehmen die Werbebotschaften und denken: So ist ein „richtiges“ Mädchen und so ist ein „richtiger“ Junge. – Almut Schnerring, Mit-Initiatorin von Der goldene Zaunpfahl
Gender-Marketing hat seinen Preis
Aber das Gender-Marketing geht über eine symbolische Bedeutung hinaus. Denn Frauen müssen oft mehr zahlen als Männer. Das zeigt eine aktuelle Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Das gilt nicht nur für Produkte. Auch 30 Prozent der untersuchten Dienstleistungen kosten für Frauen mehr. Die Reinigung von Blusen beispielsweise ist durchschnittlich 1,80 Euro teurer als die von Hemden.
Die Werbebranche trägt Verantwortung dafür, dass Mädchen schon in der Grundschule über ihr Gewicht nachdenken. Sie verbreitet ja die Norm der ‚richtigen‘ Frau, die dünn und glatt sein muss. – Almut Schnerring
Ein Preis schlägt zurück
Noch mehr absurde Beispiele für Gender-Marketing finden sich im Gruselkabniett. So nennen die Initiatoren des Negativpreises „Der goldene Zaunpfahl“ die Sammlung von Produkten, die Konsumenten bei Ihnen eingereicht haben. Der Preis ist im März 2017 zum ersten Mal an Unternehmen und Marketingabteilungen verliehen worden.
Über Rollenklischees und was der Wink mit dem goldenen Zaunpfahl bewirken soll, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit Almut Schnerring gesprochen.
Redaktion: Marlene Brey