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Polinnen protestieren am Weltfrauentag für einen offeneren Umgang der Gesellschaft mit Abtreibungen. Foto: Janek Skazynski | AFP
Bild: Janek Skazynski | AFP

Abtreibungen in Polen

Legal und trotzdem verboten

Polen hat ein sehr restriktives Abtreibungsgesetz: Nur in Ausnahmefällen dürfen Frauen dort eine Schwangerschaft abbrechen. Faktisch aber werden Schwangerschaftsabbrüche gar nicht mehr durchgeführt. Die gesellschaftliche Stigmatisierung treibt die Frauen ins Ausland.

Proteste waren nur ein kleiner Erfolg

Im vergangenen Herbst haben tausende Frauen in Polen gegen eine Gesetzesnovelle protestiert, die Abtreibungen komplett verbieten soll. Damit nicht genug: Bei illegalen Abtreibungen müssten Frauen, Gynäkologen und Helfer mit hohen Strafen rechnen. Eine Pro-Life-Initiative hatte die Petition ins Parlament eingebracht, aber offenbar nicht mit Gegendemonstrationen gerechnet: Der Gesetzesentwurf kam nicht durch.

Doch obwohl die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes scheiterte, steht es schlecht um die Frauenrechte in Polen. Denn derzeit dürfen Frauen nur abtreiben, wenn sie entweder in Folge einer Vergewaltigung schwanger geworden sind, oder für sie oder den Fötus ernsthafte Gefahr besteht. Damit gehört Polen nach Malta und Irland zu den Ländern mit den strengsten Abtreibungsgesetzen in der Europäischen Union.

Abtreibungen: gesetzlich erlaubt, gesellschaftlich geächtet

Doch selbst Frauen, denen ein Schwangerschaftsabbruch gesetzlich erlaubt wäre, treiben immer seltener ab. Denn die gesellschaftliche Ächtung wird immer größer. Außerdem gibt es kaum noch Ärzte, die einen solchen Eingriff vornehmen.

Sie haben also Angst um Ihre Stellung, ihre Arbeit, auch davor, stigmatisiert zu werden. – Krystyna Kacpura, Stiftung für Frauen und Familienplanung, Warschau

Hinzu kommt, dass Gynäkologen einen Schwangerschaftsabbruch aus Gewissensgründen ablehnen können. Sie sind dann aber auch nicht dazu verpflichtet, die Frauen über andere Möglichkeiten oder Ärzte zu informieren.

Regierung und Kirche teilen die Gesellschaft

Die polnische Gesellschaft driftet beim Thema Abtreibung immer weiter auseinander. Auf der einen Seite die Menschen, die auf das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen pochen, und auf der anderen Seite Abtreibungsgegner. Unter ihnen auch die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die der konservativen katholischen Kirche in Polen nahe steht.

Somit gehen auch weiterhin viele Demonstranten auf die Straße, zuletzt am Weltfrauentag. Was aber können die Polen tun, um sich gegen die strengen Gesetze zu wehren? Und welchen Ausweg sehen schwangere Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit Krystyna Kacpura von der Stiftung für Frauen und Familienplanung aus Warschau gesprochen.

Krystyna Kacpura - ist Geschäftsführerin der Stiftung für Frauen und Familienplanung in Warschau.

ist Geschäftsführerin der Stiftung für Frauen und Familienplanung in Warschau.
Abtreibung ist in der Theorie in manchen Fällen erlaubt. in der Praxis aber sind Schwangerschaftsabbrüche verboten.Krystyna Kacpura
Legal und trotzdem verboten – Abtreibungen in Polen 06:11

Redaktion: Maren Schubart

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