Grundeinkommen statt Sozialleistungen
Über wenige Konzepte wird so gern gestritten wie über das bedingungslose Grundeinkommen. Nur fehlen beiden Seiten – Pro und Kontra – die Erkenntnisse und Fakten, ob und wie es eigentlich wirken würde. Susann Fiedler, Psychologin am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, erforscht genau das in einer ersten großen Langzeitstudie in Deutschland.
Pilotprojekte und Studien dazu hat es bereits in Namibia oder Finnland gegeben. Der Kontext sei da anders, sagt Fiedler. Die deutsche Studie ist Mitte August 2021 gestartet. Das Besondere: An ihr sind neben dem Max-Planck-Institut auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sowie der Verein Mein Grundeinkommen beteiligt. Der Verein hat das Geld für das bedingungslose Einkommen gesammelt, die Studie ist aber unabhängig.
Für drei Jahre bekommen nun 120 Personen 1.200 Euro monatlich ausgezahlt. An der Studie nehmen insgesamt 1.500 Leute teil. So gibt es eine große Kontrollgruppe, die zwar kein Geld geschenkt bekommt, aber genauso beobachtet wird. Dadurch können Fiedler und die anderen Forscherinnen und Forscher herausfinden, welche Variablen sich ändern und welche nicht.
Von wegen faul
Bisherige Studien haben gezeigt, dass die Arbeitsbereitschaft nicht in dem Umfang sinkt, wie angenommen, sagt Fiedler. Meist reduzierten solche Menschen ihre Arbeitszeit, wo dies gesellschaftlich eh erwartet würde: Zum Beispiel Angestellte, die kranke Angehörige pflegen oder Eltern junger Kinder. Am häufigsten würde für Bildung beruflich kürzer getreten – auch das wohl eine wünschenswerte Folge.
detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde spricht mit Susann Fiedler über die erste deutsche Langzeitstudie zum bedingungslosen Grundeinkommen und was sie bei der Forschung überrascht hat.