Zufrieden im Alter
Wie subjektiv Glücksempfinden sein kann, weiß Thorsten Kneip vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, der zu Alter und Altern forscht. Der Sozialwissenschaftler befragt mit einem Team im Rahmen der breit angelegten Studie „Survey of health, aging and retirement in Europe“ (SHARE) die Bevölkerungsgruppe der über 50-Jährigen und deren Partnerinnen oder Partner über Lebenszufriedenheit und das Älterwerden. Das Besondere: Die Befragungen führen sie in der gesamten Europäischen Union sowie der Schweiz und Israel durch.
Alters- und Gesundheitsstrukturen sind in den europäischen Ländern so verschieden wie die Rentensysteme. Das Konzept „successful aging“ aber verweist auf allgemeine Faktoren des Wohlbefindens: Dazu gehören physisches Befinden, die Abwesenheit von Krankheit, soziale Wertschätzung und Integration. Mittlerweile haben sie 140 000 Menschen wiederkehrend zu diesen sozioökonomischen und gesundheitlichen Faktoren befragt und so 380 000 Interviews zusammenbekommen.
Wie sich Glück vergleichen lässt
Skandinavien landet regelmäßig oben auf solchen Listen, aber wie misst man überhaupt „Lebenszufriedenheit“? Thorsten Kneip erklärt, wie man das Problem umgeht: Personen müssten nicht mit anderen verglichen werden, sondern zunächst mit sich selbst. Daher führt seine Forschungsgruppe auch mehrere Interviews mit zeitlichem Abstand durch.
Eine wichtige Erkenntnis: Kinder bedeuten nicht unbedingt mehr Glück im Alter. Laut Kneip gibt es Studien, die zeigen, dass Eltern eher weniger zufrieden seien als Menschen ohne Kinder. Aber: „Das ist ja kein Lotto“, sagt er. In der Regel entscheiden sich Eltern für ein Kind. Vereinfacht gesagt, machen Kinder die Eltern glücklich, die sich auch welche gewünscht haben.
detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde und Thorsten Kneip im Gespräch über seine Forschung zum Altern. Er versucht zu ergründen, was zufriedene Menschen ausmacht.