Afrika als stereotyper Abenteuerspielplatz
Eine weiße Protagonistin begibt sich vor exotischer Kulisse in Afrika auf die Suche nach Glück und Selbstverwirklichung. Klingt bekannt? Seit Meryl Streeps Welterfolg „Jenseits von Afrika“ hat diese Handlung schon als Vorlage für viele Filme gedient. Doch in den vergangenen zehn Jahren hat sich der „afrikanisierte Heimatfilm“ im deutschen Fernsehen zu einem regelrechten Genre entwickelt.
Das Problem: Die Darstellung von Afrika und seinen Einwohnern in diesen Filmen strotzt meist nur so vor rassistischen Stereotypen. Das beobachtet zumindest Cornelia Grobner. In ihrer Doktorarbeit an der Universität Salzburg hat sich die Kommunikationswissenschaftlerin intensiv mit dem Thema Fremdheit im deutschsprachigen Unterhaltungsfernsehen beschäftigt.
„Afrikanisierte Heimatfilme“ bringen Marktanteile
Für Grobner sind die Filme doppelt problematisch. Denn dadurch, dass im Film schwarze Menschen in Afrika systematisch von weißen Charakteren abgegrenzt werden, entsteht demnach auch ein Fremdheitsgefühl zwischen der Mehrheitsbevölkerung und marginalisierten Gruppen in Europa.
Schwarze Menschen in Deutschland und Österreich wollen ja auch vom Fernsehen unterhalten werden. Die sehen dann, wie sie in diesen Filmen immer wieder als das gesellschaftlich Nicht-Normale konstruiert werden. – Cornelia Grobner, Kommunikationswissenschaftlerin
Die Filme kommen beim Publikum an: Titel wie „Im Brautkleid durch Afrika“ erzielen bei ihrer Erstausstrahlung regelmäßig Marktanteile zwischen 15 und 20 Prozent. Als „afrikanisierte Heimatfilme“ bezeichnet Grobner diese Art von Fernsehunterhaltung deshalb, weil sie den deutschen Heimatfilmen der Nachkriegszeit erstaunlich ähneln – Geschlechterrollen und konservative Weltanschauung inklusive.
Solche Stereotype sind im Fernsehen nach wie vor präsent. Warum das so ist und wo man ansetzen kann, um die Situation zu verbessern, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpodt mit Cornelia Grobner gesprochen.
Redaktion: Jan Philipp Wilhelm