Es gehe um nicht weniger, als darum, Aids gänzlich zu besiegen, hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zur Eröffnung der dreitägigen UN-Konferenz gemahnt. Die Aufgabe sei es, künftigen Generationen eine Aids-freie Welt zu hinterlassen. Dieses ambitionierte Ziel soll bis spätestens zum Jahr 2030 erreicht werden.
36,7 Millionen Menschen leben nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit mit dem Erreger HIV, davon infizierten sich allein 2,1 Millionen im vergangenen Jahr. Ist ein Ende bis 2030 also Wunschdenken?
Es ist wichtig, dass man sich hohe Ziele steckt, und wenn man dann 80 Prozent erreicht, ist es ein großer Erfolg. – Norbert Brockmeyer, Kompetenznetz HIV/AIDS
Was ist Aids eigentlich?
Aids ist die Abkürzung für Acquired Immune Deficiency Syndrome (Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). Die Betroffenen bekommen Krankheiten, die das Immunsystem gesunder Menschen normalerweise abschmettert: etwa bestimmte Krebsarten oder Infektionen wie schwere Lungenentzündungen. Ursache dafür ist eine Infektion mit dem HI-Virus (Humanes Immundefizienz Virus). Aber nicht bei jedem HIV-Infizierten bricht die Immunschwäche aus. Meist dauert es auch mehrere Jahre, bis das Immunsystem zusammenbricht. Entdeckt wurde das Virus 1983 – die Forscher gehen aber davon aus, dass das Virus schon früher existiert hat.
Kriege und Tabuisierung als Hauptprobleme
Der Chef der Organisation UNAIDS, Michel Sidibé, hat zur Eröffnung der Konferenz angekündigt, dass zum ersten Mal auch Afrika am Wendepunkt stehe: Es werden auf dem Kontinent mehr Menschen behandelt, als sich neu mit dem Virus infizieren. Allerdings fallen dabei West- und Zentralafrika zurück.
Vor allem in kriegerischen Auseinandersetzungen werde die jahrelange Arbeit gegen Aids im Handumdrehen wieder zunichte gemacht. Aber auch in Teilen Europas ist die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren wieder angestiegen, Experten führen das auf die Tabuisierung sexuell übertragbarer Krankheiten zurück.
Was unternommen werden muss, um Aids endgültig beizukommen, und wie die seit 20 Jahren andauernde Arbeit der Vereinten Nationen zu bewerten ist, das hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser den Mediziner Prof. Dr. Norbert Brockmeyer gefragt. Er ist Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit der Uniklinik der Ruhr-Universität Bochum und Sprecher des „Kompetenznetzes HIV/AIDS„.