Am 3. Mai 1980 haben etwa 5.000 Atomkraftgegner im Landkreis Lüchow-Dannenberg auf einem zuvor abgebrannten Waldstück ein Hüttendorf errichtet. Mit der Besetzung wollten sie gegen eine geplante Tiefbohrstelle protestieren, die die Tauglichkeit des Salzstocks Gorleben als atomares Endlager untersuchen sollte. Die Aktion setzte jedoch nicht nur exemplarisch ein Zeichen gegen die zukünftige Bedrohung durch Atommüll, sondern wurde zugleich auch zum gesellschaftlichen Experiment – für knapp fünf Wochen.
33 Tage gelebte Utopie
Die „Freie Republik Wendland“ – das waren schnell erbaute Holz- und Lehmhütten, alternative Energieversorgung, soziale und kommunale Einrichtungen, Tiergehege und Gewächshäuser, sogar einen Radiosender und eine eigens gegründete Passbehörde hat es gegeben. Nicht zuletzt war es aber auch der Versuch, eine andere Form des Gemeinwesens auszuprobieren, ein soziales Experiment. Etwa 1.000 Bewohner lebten dauerhaft während der Zeit der Besetzung im Dorf. Aufgrund des bundesweiten Medienechos kamen auch zahlreiche Touristen und Besucher.
Vorreiter der Anti-Atomkraftbewegung
Die Protestbewegung hat sich stets um Unterstützung der verschiedenen lokalen Bevölkerungsgruppen bemüht, allen voran den Bauern, die sie auch mit Lebensmitteln versorgten. Das Experiment des improvisierten Staates wurde jedoch nach 33 Tagen von Bundesgrenzschutz und Polizeieinheiten beendet. Trotz friedlicher Proteste wurde in ein paar Stunden das Dorf dem Erdboden gleichgemacht.
Über die Zeit der Besetzung, den Alltag im Hüttendorf und die zukünftige Bedeutung der „Freien Republik Wendland“ hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit der Journalistin und Aktivistin Gabi Haas gesprochen.
Redaktion: Simone Müller