Umstrittene Zuckerpillen
Wissenschaftliche Studien weisen immer wieder darauf hin, dass die Wirkung von Homöopathie medizinisch nicht nachweisbar ist. Einzig der Placebo-Effekt wird als wirksam eingestuft. Bei homöopathischen Mitteln wird der Wirkstoff nämlich extrem verdünnt. Doch trotz der nicht nachweisbaren Wirkung sind Homöopathika in Deutschland laut dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie weiterhin beliebt.
Aufklärungspflicht ernst nehmen
Im Netz wird die Debatte zuletzt unter dem Hashtag #ApothekeOhneHomöopathie geführt. Eine Apothekerin aus Weilheim (Oberbayern) sieht sich in ihrer medizinischen Aufklärungspflicht verantwortlich und führt die Mittel nicht mehr vorrätig. Sie möchte Patientinnen über Alternativen aufklären und bekommt Gegenwind. Doch ganz kann sie die Mittelchen nicht aus der Apotheke verbannen. Denn Apotheken unterliegen grundsätzlich einer Versorgungspflicht. Trotzdem müssen die Apotheken ihre moralische Aufklärungspflicht ernstnehmen, sagt Urs Hoffman vom Deutschen Konsumentenbund:
Der wirtschaftliche Aspekt sollte nicht der Grund sein, seinen Kundinnen und Kunden etwas zu geben, von dem man nicht überzeugt sein kann.
Ökonomischer Faktor
Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumgüterforschung setzt jede vierte Apotheke verstärkt auf Homöopathie. Ein Grund dafür ist durchaus auch, dass sie sich gut verkaufen lässt. Gerade in Apotheken in ländlichen Gebieten wird die Frage um den Verkauf zur Überlebensfrage.
Wir sehen die Politik in der Pflicht. Es kann nicht sein, dass eine Apotheke wirtschaftlich darauf angewiesen ist, ihre Kunden zu beschummeln und ihnen wirkungsloses Schlangenöl zu verkaufen, nur damit in der Fläche die Versorgung nicht zusammenbricht. – Urs Hoffmann
Über die Verantwortung von Apotheken bei der Aufklärung über Homöopathika hat detektor.fm-Moderator Christian Erll mit Urs Hoffmann vom Regionalverband Süd des Deutschen Konsumentenbundes gesprochen.
Redaktion: Nora Auerbach