„Flucht ins Autoritäre!“, diesen Titel tragen die neuen Studienergebnisse einer Forschungsgruppe aus Leipzig. Seit 2002 untersuchen Elmar Brähler und Oliver Decker die Entwicklung rechtsextremer und autoritärer Einstellungen in Deutschland. Dazu befragen sie fortlaufend die Bevölkerung zu ihren Einstellungen hinsichtlich einer autoritären Diktatur, Chauvinismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und die Verharmlosung des Nationalsozialismus.
Rechtsextreme Einstellungen nehmen wieder zu
Die heute veröffentlichte Studie stellt eine wachsende Verbreitung autoritärer und rechtsextremer Einstellungen in der deutschen Gesellschaft fest. Insbesondere ausländerfeindliche Einstellungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Demnach vertritt fast jeder dritte Befragte eine ausländerfeindliche Position.
Wenn Unsicherheiten auftreten, sind einfache Lösungen gefragt. – Elmar Brähler, Universität Leipzig
„Die überwiegende Mehrheit teilt diese Einstellungen nicht“
Die Studie zeigt aber auch, dass der Großteil der Deutschen eben nicht solche Meinungen vertritt. Allerdings hapert es oft noch an der politischen Partizipation und auch Artikulation. Statt sich der Ausländerfeindlichkeit entgegenzustellen, halten sich viele lieber zurück. Und auch bei denen, die autoritäre Tendenzen zeigen, liegt das oft an einem Gefühl der Machtlosigkeit.
Viele haben den Eindruck, sie können sich politisch nicht einbringen – sie suchen dann ihr Heil im Autoritären, wünschen sich einen starken Mann, der die Sachen regelt, und das mit Unruhestiftern härter verfahren wird. – Elmar Brähler
Sind rechtsextreme und autoritäre Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Und wie haben haben sich all diese politischen Strömungen über die letzten Jahrzehnte entwickelt? Diese Frage beantwortet Elmar Brähler, Professor für Psychologie und medizinische Soziologie an der Universität Leipzig, im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Barbara Butscher.