Kindheitsgeschichten statt Aufklärung
Heute wurde Beate Zschäpe persönlich: Sie hat private Einblicke gegeben und Hintergründe über ihre Kindheit und Jugend geliefert. Die 40-jährige hat von dem Verhältnis zu ihrer Mutter, die mit Arbeitslosigkeit und Alkoholsucht zu kämpfen hatte, berichtet. Zschäpe sei bei ihrer Oma aufgewachsen, ohne finanziellen Halt im Leben. Durch Uwe Bönhardt und Uwe Mundlos, den anderen Mitgliedern des NSU-Trios, sei sie in die rechtsextreme Szene geraten. Zu den Morden an sich aber schweigt sie weiterhin.
Zschäpe weist Vorwürfe zurück
Stattdessen bestreitet sie weiterhin jegliche Schuld. Der Nationalsozialistische Untergrund soll Zschäpe zufolge eine bloße Erfindung von Uwe Mundlos sein. Eine „terroristische Vereinigung namens NSU“ gebe es nicht – und folglich könne sie auch kein Mitglied derselben sein.
Von den Morden habe sie erst im Nachhinein erfahren und anschließend die Täter, Mundlos und Bönhardt, zur Rede gestellt. Beide haben ihr mit Selbstmord gedroht, falls sie sich der Polizei stellen sollte. Auch an den Raubüberfällen in Chemnitz habe sie sich nicht beteiligt und erst später davon erfahren.
Reaktionen: Ein „Schlag ins Gesicht“
Auf ein Geständnis haben also besonders die Angehörigen der NSU-Opfer vergeblich gewartet. Allenfalls hat sich Zschäpe „aufrichtig“ bei allen Opfern entschuldigt. Sie sieht sich nicht als Schuldige in diesem Fall: moralisch bedauert sie lediglich, die Morde nicht eher verhindert zu haben.
Noch immer wollen die Angehörigen der Opfer Aufklärung. Sie wollen wissen, warum es gerade ihre Angehörige getroffen hat. Gamze Kubaşık, Tochter des in Dortmund getöteten Mehmet Kubaşık, bezeichnete Zschäpes Entschuldigung als „Schlag ins Gesicht“, da sie diese nicht persönlich aussprach und nicht offen für die Fragen der Angehörigen war. Auch Kerim Şimşek, Sohn des in Nürnberg ermordeten Enver Şimşek empfand den Prozesstag als „Show“.
Über Beate Zschäpes Aussage hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit Robert Andreasch gesprochen. Er ist Prozess-Beobachter für den Blog „NSU Watch“.
Redaktion: Zülal Yildirim