Der Krebs ist ihr Trauma
Eine junge Frau erkrankt an Krebs. Sie lernt eine Geistheilerin kennen. Mit ihr will sie das Trauma aufarbeiten und ihre Angst bekämpfen. Denn auch ihre Mutter und Schwester sind an Krebs gestorben. Deswegen hat sie den Glauben an die Schulmedizin auch verloren. Sie will es nun anders machen: lehnt Chemotherapie, Hormonbehandlung oder Bestrahlung ab. Die Geistheilerin nutzt alternative Methoden und rät der jungen Frau zum Beispiel gegen den Krebs zu fasten.
Keine Wunderheilung
Nach drei Monaten Fasten denkt sie, der Krebs sei verschwunden. Ein Irrtum, wie die Diagnose eines Arztes zeigt. Auch ihr Partner ist skeptisch und hofft dennoch, dass seiner Freundin geholfen wird. Das Geschäft mit der Hoffnung wird ihn insgesamt fast 300.000 Euro kosten.
Mit Maria Siegner (Name geändert) wurde fast alles versucht, was in der Alternativmedizin möglich ist. Das zeigen die Rechnungen. — Hristio Boytchev, freier Medizin-Journalist
Manipulation statt Heilung
Die Geistheilerin erweitert ihren Einfluss auf ihre Patienten aus und schlägt dem Paar vor, zu heiraten. Einige Tage nach dem geplanten Hochzeitstermin lässt sie die Heilerin beim Notar als Erbin einsetzen.
Die Heilerin ist keine Unbekannte. Sie ist eine zentrale Figur der Geistheilungs-Szene und hat viele Heiler selbst ausgebildet. Sie fordert, Naturheilkunde solle zur dritten Säule des Gesundheitssystems werden – neben Ärzten und Heilpraktikern.
Maria Siegner hat bis zum Ende mit der Heilerin kommuniziert, weil sie eine starke psychische Abhängigkeit hatte. — Hristio Boytchev
Über die Methoden sogenannter Heiler und das Geschäft mit der Hoffnung hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit dem freien Medizin-Journalisten Hristio Boytchev gesprochen. Er hat die ganze Geschichte für das Recherche-Netzwerk correctiv.org aufgeschrieben. Wer ähnliche Geschichten erlebt hat, kann sich an ihn wenden.
Redaktion: Marlene Brey