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Hartverdientes Geld: Ein Minijob ermöglicht keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Foto: Money CC BY-SA 2.0 | Gunnar Wrobel / flickr.com

detectiv – die Rechercheserie | Minijob-Falle

Stütze für traditionelles Familienbild?

7,5 Millionen Deutsche sind nach Recherchen von correctiv.org geringfügig beschäftigt. Das kann zu langfristigen Problemen für die Arbeitnehmer führen.

Zuverdienst oder einziges Einkommen?

450 Euro ist der maximale Monatslohn für einen Minijob in Deutschland. Für Studenten und Rentner bietet sich so oft die Gelegenheit, nebenbei etwas zu verdienen. Doch für viele Menschen bedeutet ein Minijob das einzige Einkommen. Meistens ist so eine Beschäftigung auch keine Übergangslösung, sondern Dauerzustand. Dann kann der Minijob zur Minijob-Falle werden. Besonders häufig sind sie in der Gastronomie zu finden. Mehr als die Hälfte aller Arbeiter in Restaurants und Cafés sind Minijobber. Vor allem Frauen im ländlichen Westdeutschland werden geringfügig beschäftigt. Betroffen ist hier fast jede Fünfte.

Familienbild dank Minijob

Oft verdienen Frauen mit einem Minijob nur etwas dazu, während der Mann für das Haupteinkommen sorgt. Das Problem: Wenn Frauen einen Halbtagsjob oder eine normale Beschäftigung ausführen würden, müssten sie meist mehr Steuern zahlen.

Das ist beim Minijob nicht der Fall. So steht der Vorwurf im Raum, dass diese Arbeitsverhältnisse ein traditionelles Familienbild fördern („Zuverdiener-Modell„).

Minijob-Falle

Außerdem begünstigen in westdeutschen Regionen Probleme der Kinderbetreuung ein solches Arbeitsmodell. Denn es gibt oft kaum oder keine Kinderbetreuung und so übernimmt ein Partner diese Aufgabe. Aber Minijobs können auch für andere Teile der Bevölkerung zu einem Problem werden. Die Minijob-Falle kann auch zuschnappen, wenn Arbeitnehmer langfristig nichts anderes haben und keine reguläre Arbeit finden. Dann werden sie beruflich nicht weitergebildet und haben es auf dem Arbeitsmarkt immer schwerer.

Die meisten üben ihren Minijob länger als fünf Jahre aus. Es ist somit für viele keine Übergangslösung, sondern eine Art berufliche Endstation. Eine Studie des Familienministeriums von 2012 hat Minijobs als „schnell wirkenden Klebstoff“ bezeichnet. Über den Sinn von Minijobs gibt es hitzige Diskussionen.

Politisch kontrovers

Zudem gibt es für viele Minijobber fast gar keine Rente: 20 Jahre geringfügige Beschäftigung sorgen lediglich für einen Rentenanspruch von 86 Euro im Monat. Viele zahlen auch gar nicht erst in die Rentenkasse ein, weil die Zahlungen freiwillig sind. Von dem geringen Lohn würde dann nämlich monatlich noch mehr wegfallen.

Über Minijobs und die Minijob-Falle hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Simon Wörpel gesprochen. Er ist Journalist bei der Recherche-Plattform correctiv.org.

Simon Wörpel - hat zusammen mit seiner Kollegin Tania Röttger über Minijobs für Correctiv recherchiert.

hat zusammen mit seiner Kollegin Tania Röttger über Minijobs für Correctiv recherchiert.
Wir wollen nicht grundsätzlich sagen, dass Minijobs schlecht sind […]. Das Problem ist, wenn man zwischen 25 und 65 Jahren alt ist und dann nur Minijobs macht.Simon Wörpel
Detectiv – Minijobs 02:58

Redaktion: Lars Feyen

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