Erntehelferinnen sind Opfer sexueller Gewalt
Europas Supermärkte werden mit Obst aus Spanien versorgt. Doch die Früchte haben einen bitteren Beigeschmack. Es sind teils haarsträubende Bedingungen, zu denen die meist marokkanischen Erntehelferinnen auf den Plantagen arbeiten müssen. Neben der schweren körperlichen Arbeit und den geringen Löhnen werden die Frauen auf manchen Plantagen Opfer von sexueller Belästigung und sogar von Vergewaltigungen durch Vorgesetzte.
Journalisten des Recherchenetzwerkes correctiv.org und Buzzfeed News Deutschland haben über die Schicksale der Frauen berichtet. Das hat in der spanischen Öffentlichkeit große Wellen geschlagen. Und auch die Frauen selbst setzen sich nun zur Wehr. Sie wollen Anzeige erstatten und gegen die Täter aussagen. Das scheint jedoch nicht immer leicht.
Schwerer Zugang zur Justiz
Nachdem einige Arbeiterinnen gegen die Zustände demonstriert haben, sehen sich einige Obstproduzenten nun unter Druck. Die Furcht vor einer Anklage nimmt dabei teils groteske Züge an. So soll ein Produzent sogar vor einer Entführung nicht zurückgeschreckt haben. Den Recherchen zufolge soll er die Arbeiterinnen in Bussen zu einem Fährhafen nach Algeciras gebracht haben. Von dort sollten die Frauen zurück nach Marokko reisen.
Die Vorwürfe wiegen schwer. Immerhin hat nun auch das marokkanische Arbeitsministerium eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt. Doch der Gang zur Polizei bleibt für viele Opfer schwierig.
Der Knackpunkt ist eigentlich, dass die Frauen vor Ort Gelder für die spanischen Unternehmen erwirtschaften. Sie haben aber keinen Zugang zur Justiz. Weil sie die Sprache nicht sprechen, weil die Justiz die Anzeigen nicht entgegennehmen will. Das wäre die wichtigste Veränderung, die man für diese Frauen erreichen müsste. – Frederik Richter
Wie die Missstände aufgedeckt werden konnten und ob die mediale Aufmerksamkeit den Erntehelferinnen helfen kann, bespricht detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit Frederik Richter von correctiv.org.
Redaktion: Patrick Ehrenberg