Ein Missbrauchsfall in Berlin – wahre Geschichte oder Fake News?
Das fragt sich das Team von correctiv.org, als es zu einem Missbrauchsfall in Berlin einen Faktencheck macht. Verschiedene Medien schreiben, ein 13-jähriger Flüchtling soll die Tochter seiner Gastfamilie missbraucht haben.
correctiv recherchiert
Der afghanische Junge soll das vierjährige Mädchen sexuell missbraucht haben. Sie ist die Tochter der Gastfamilie, bei der er in Berlin lebt. correctiv recherchiert weiter, spricht mit dem Vormund, telefoniert mit dem Krankenhaus, das das Mädchen untersucht hat. Dort ist die Rede von „einem dringenden Tatverdacht auf sexuellen Missbrauch“.
Es stellt sich heraus, dass das Gutachten vom Krankenhaus nicht anerkannt wurde. Eine weitere Untersuchung von der Gerichtsmedizin habe schließlich keine Anhaltspunkte ergeben. Laut Bild soll die Staatsanwaltschaft das Verfahren für ungenau gehalten haben. Da der Junge mit 13 Jahren außerdem unmündig ist, sei ein Verfahren vom Tisch.
Da war doch was …
Als correctiv.org bei der Polizei und Staatsanwaltschaft nachfragt, heißt es dort allerdings: ein solcher Fall sei „nicht bekannt“.
Das stellt uns vor eine problematische Situation, wenn wir als Faktenchecker arbeiten und solche Nachrichten überprüfen wollen, dann sind wir darauf angewiesen, dass wir von den Behörden wahrhafte Informationen bekommen. – Tania Röttger, correctiv.org
Auf weitere Anfragen von correctiv.org räumt eine Pressesprecherin ein, man habe „irgendwie herausbekommen, dass es einen Fall gibt, der dem ähnelt“. Es sei wohl zunächst nicht richtig recherchiert worden.
Was correctiv im Faktencheck über den Missbrauchsfall in Berlin herausbekommen hat und wie sie die Hürden, die bei Staatsanwaltschaft und Polizei aufgetreten sind, überwunden haben, das hat Tania Röttger detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer erklärt.