Freiwillige Transparenz
Das Recherchenetzwerk correctiv.org pflegt eine Datenbank über Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte. Grundlage sind Informationen aus der Pharmabranche. Die Unternehmen veröffentlichen ihre Daten, wenn Organisationen und Ärzte ebenfalls zustimmen. Bisher ist die Offenlegung der Zahlungsvorgänge freiwillig. Entscheiden sich Organisationen gegen die Offenlegung der Daten, erscheinen die erhaltenen Mittel trotzdem summiert in der Datenbank – nur die konkreten Namen fehlen.
Übersicht der Ärzte
Die gesammelten Informationen veröffentlichen die Pharmaunternehmen seit dem vergangenen Jahr. Diesen Juni hat sich correctiv.org zum zweiten Mal an die Auswertung der Daten gesetzt. Das Recherchezentrum arbeitet die bereitgestellten Informationen so auf, dass Patienten und andere Interessierte ganz einfach ihren persönlichen Arzt in der Datenbank finden können.
Seit Juni werden dort auch sogenannte Null-Euro-Ärzte angezeigt. Diese haben gar kein Geld aus der Pharmaindustrie erhalten und bekommen so die Möglichkeit, das öffentlich zu machen.
Im Vergleich zu den Daten von 2015 ist die Zahl der „transparenten Ärzte“ um fünf Prozent zurückgegangen. Jetzt stimmen laut correctiv.org nur noch rund ein Viertel der Mediziner einer Offenlegung der Zahlungen zu.
Das lässt sich laut dem Pharmaverband auf unsere Berichterstattung zurückführen, weil die Ärzte tatsächlich damit rechnen müssen, dass sich Leute auch dafür interessieren. – Stefan Wehrmeyer, Datenjournalist bei correctiv.org
Ganz oder gar nicht
Viele Beteiligte sprechen sich mittlerweile für die Veröffentlichung der Daten aus. Solange das jedoch noch auf freiwilliger Basis passiert, hat es manchmal Nachteile für diejenigen, die damit offen umgehen.
Es zeichnet sich ab, dass eine freiwillige Transparenz nicht funktioniert. Wahrscheinlich ist hier eine gesetzliche Lösung besser und viele Ärzte würden das auch unterstützen. – Stefan Wehrmeyer, correctiv.org
Warum die Aufbereitung der Daten sinnvoll ist, hat Stefan Wehrmeyer von correctiv.org detektor.fm-Moderatorin Anna Corves erklärt.
Redaktion: Dorothea Günther