Nazi-Symbolik in der Öffentlichkeit
Der Mord an den europäischen Juden, der Holocaust, ist eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Deshalb beschäftigen deutsche Schüler sich im Unterricht intensiv mit dem Dritten Reich.
Da überrascht es, dass der Hashtag „#arbeitmachtfrei“ teilweise für glückliche Selfies benutzt wird und dass Wehrmachts-Devotionalien bei Amazon oder Real im Angebot sind. „Arbeit macht frei“ ist der Schriftzug über dem Vernichtungslager Auschwitz. Zuletzt sorgt außerdem eine Stickerei auf dem Sitzpolster eines sächsischen Polizeipanzers für Aufregung. Die erinnert stark an den Reichsadler aus der NS-Zeit.
Eine andere Sache ist es, wenn so etwas in einem staatlichen Raum passiert, so wie es in Sachsen mit diesem Polizeipanzer passiert ist. Da haben Angestellte des Staates die Verantwortung und die müssen verhindern, dass so etwas passiert. – Christoph Classen, Historiker
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Erinnerungskultur wird angegriffen
Wenn Privatpersonen solche Dinge aus Unwissenheit passieren ist das eine Sache. Anders ist es, wenn Geschichte sogar umgedeutet werden soll. Das haben Politiker der AfD vermehrt gefordert.
Kollektives Gedächtnis im Wandel
Das kollektive Gedächtnis verändert sich, vor allem jetzt, wo die letzten Zeitzeugen der NS-Zeit sterben. Dabei lohnt es sich im Hinterkopf zu behalten, dass der Holocaust nicht immer ein zentraler Teil der Erinnerungskultur war. Erst durch die amerikanische TV-Serie „Holocaust“ kam Ende der 70er Jahre in der Bundesrepublik eine neue Diskussion um die Verbrechen auf.
Diese größere Sensibilität gegenüber bestimmten Begriffen, die von den Nazis geprägt worden sind, die setzt eigentlich erst in den 80er und 90er Jahren ein. Erinnerungskultur ist immer ein dynamischer Prozess. – Christoph Classen
Wie sich die deutsche Erinnerungskultur verändert und wie man ein Bewusstsein für NS-Wortwahl schaffen kann, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit dem Historiker Christoph Classen gesprochen. Er leitet am Zentrum für Zeithistorische Forschung das Projekt „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“.
Redaktion: Rewert Hoffer