Skandal im Schützenverein
Der Schießsport wird in deutschen Schützenvereinen gelebt. Außerdem werden in ihnen alte historische Schützenbruderschaften am Leben erhalten. Da es sich bei den Mitgliedern dieser Vereine in aller Regel um Christen und vorwiegend um Katholiken handelt, war es für die umso schockierender, als 2014 in einem westfälischen Dorf ein Muslim Schützenkönig wurde.
Doch das ist nicht der erste „Skandal“, der die recht traditionellen Ansichten der Schützenvereine stört. Auch wenn Homosexualität an sich kein Problem für die Vereine darstellt, sollte der gewählte Schützenkönig mit einer Frau an seiner Seite marschieren. 2011 wählte der Schützenkönig aus Münster jedoch seinen Partner als Begleitung.
Tradition im Jahr 2017?
Das kam nicht überall gut an. Trotzdem durften der muslimische König seine Königswürde behalten, und auch das schwule Königspaar akzeptierte man. Nun aber will man solche Ausnahmen nicht mehr nur im Nachhinein hinnehmen, sondern von vorneherein regeln.
Um solchen Missverständnissen in Zukunft aus dem Weg zu gehen, will der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften sein Regelwerk „toleranter“ machen. Seit mehr als zwei Jahren wird nun schon in den Vereinen und im Verbund darüber diskutiert.
Schützenvereine und ihre „neue“ Toleranz
Am 12. März 2017 kommt es zur finalen Abstimmung: Dann dürfen in Zukunft die Schützenvereine, die dem Bund unterstehen, selber entscheiden, wen sie aufnehmen. Außerdem dürfen Schützenkönig und -königin in Zukunft auch gleichgeschlechtlich sein.
Wieso der Prozess bis zu dieser Entscheidung so lange gedauert hat und wieso der Verein trotz modernisierter Regeln noch immer viel Wert auf seine Traditionen legt, erklärt Rolf Nieborg im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Carina Fron. Er ist Vorstandsmitglied des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften.
Redaktion: Conny Poltersdorf