Ein Garten im Viertel
Wer in der Stadt wohnt und Lust auf frisches Gemüse hat, der muss dafür nicht auf den Wochenmarkt rennen. Er kann es nämlich auch selbst ziehen – in einem urbanen Gartenprojekt. Schnell wird da eine alte Weinkiste auf dem Fenstersims zum Tomatenbeet.
Beispiele für Urban-Gardening-Projekte gibt es viele. So findet sich auf dem Tempelhofer Feld in Berlin ein Schrebergarten-Projekt und die Highline in New York wurde von einer Güterzugtrasse zum Stadtpark.
Geteilte Arbeit und doppelte Freude
Jungpflanzen setzen, gießen, geerntetes Gemüse verkaufen und gleich kommt auch noch eine Schulklasse zum Gärtnern vorbei. Im Gemeinschaftsgarten Annalinde in Leipzig ist viel los. Innerhalb von sieben Jahren hat sich das Projekt zur einer Institution im Bereich Urban Gardening entwickelt. Neben dem Gemeinschaftsgarten und dem Gartenbaubetrieb kommt jetzt mit einer Obstwiese sogar noch ein dritter Standort dazu.
Endgegner: Gentrifizierung
Geografin Ina Opitz aus Berlin befürchtet, dass viele Nachbarschaftsgärten in beliebten Großstädten großen Bauprojekten weichen müssen. Sie forscht am Leibnitz-Zentrum für Agrar-Landschaftsforschung zum urbanen Gärtnern. Opitz erhofft sich mehr Unterstützung aus der Politik. Die Gärten erfüllen in den Stadtteilen nämlich wichtige Funktionen. Sie verbinden die Menschen untereinander, und das über kulturelle und soziale Differenzen hinweg. Und sie bieten Raum für botanische Experimente.
Urban Gardening ist kein neues Phänomen
In der Annalinde in Leipzig beobachtet Organisator Philipp Scharf, dass besonders ältere Menchen die Produkte seiner Ernte kaufen. Sie finden dort regionale und saisonale Lebensmittel, mit denen sie aufgewachsen sind und mit denen sie schon als Kinder umzugehen gelernt haben. Urbanes Gärtnern als modernes Phänomen zu bezeichnen, findet Philipp falsch. Innerstädtische Gartenanlagen habe es immer gegeben, nur in den letzten Jahrzehnten seien sie fast gänzlich verschwunden. Ob sie im großen Stile zurückkehren, sei aber noch nicht absehbar.