„Nimm mich einfach!“, sagte Laura zu dem Typen, als er nach dem Vorspiel ein wenig herumdruckste. „Nimm mich einfach!“ Der Gute tat, wie ihm beschieden – und er hatte Sex mit Laura. Nicht mehr, nicht weniger. Sex halt.
Das Detail, das den Typen zögern ließ, war der Rollstuhl, in dem Laura kurz vor der Bettgeschichte noch gesessen hatte. Der ihm aber kurz vor knapp wieder einfiel. Denn Lauras Antwort auf die Frage „Und wie geht es jetzt weiter?“ war eben: „Nimm mich einfach!“
Laura heißt tatsächlich Laura, Laura Gehlhaar. Die 32-Jährige bloggt unter anderem über Sex – und was damit zusammenhängt, wenn man wie sie im Rollstuhl sitzt. Zum Beispiel, dass sie wildfremde Männer im Aufzug anquatschen und fragen, ob „das“ denn überhaupt ginge. Zum Beispiel, dass sie sich nach einem Jahr wilden Party- und Nachtlebens in Berlin völlig ausgelaugt fühlte und ein Jahr fast gar nicht mehr rausging. Und darüber, dass der Sex von Menschen mit Behinderungen – Überraschung! – nicht anders ist als der Sex von Menschen ohne Behinderungen. „Big news“, sagt sie dann leicht spöttelnd.
Laura Gehlhaar bloggt und arbeitet aber vor allem auch darüber und daran, das Leben in der Großstadt für Menschen mit Behinderungen einfacher zu gestalten. Sie arbeitet bei den Sozialhelden mit, mit denen sie eine Wheelmap gestaltet hat: eine Online-Karte zum Suchen, Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte. Und Laura schreibt bei leidmedien.de darüber, welche Bilder von Menschen mit Behinderungen in Film und Fernsehen transportiert werden und wie Journalisten besser über sie berichten können. Eigentlich ist es ganz einfach: Mit einem „Perspektivwechsel!“, sagt sie.
Dominik Schottner hat Laura Gehlhaar getroffen, mit ihr über all das gesprochen, und versucht, selbst möglichst wenig dämliche Fragen zu stellen. Hier gibts das Resultat.
Redaktion: Dominik Schottner