Intersex: Weder eindeutig männlich noch weiblich
Jedes Jahr kommen in Deutschland schätzungsweise 120 Kinder mit „uneindeutigen“ Genitalien zur Welt. Ein intergeschlechtliches Kind hat also sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsteile.
Bei diesen intergeschlechtlichen Kindern werden häufig sogenannte „geschlechtsangleichende“ Operationen durchgeführt. Die Kinder werden operiert, um sie eindeutig als männlich oder weiblich einordnen zu können. Diese Praxis ist allerdings sehr umstritten. Denn medizinisch notwendig ist der Eingriff nur in seltenen Fällen. Warum wird die Operation trotzdem so häufig durchgeführt? Die Gründe dafür sind gesellschaftlicher Natur. Obwohl das Thema Intersex in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, ist es immer noch tabubehaftet.
Wir leben in einer Welt, die zweigeschlechtlich organisiert ist. Das heißt, wir wissen gar nicht, wie wir mit Menschen umgehen sollen, die nicht männlich oder weiblich sind. – Anike Krämer, Ruhr-Universität Bochum
Schwere Folgen
Betroffene kritisieren die Operationen stark. Häufig ist es mit einem Eingriff nicht getan und die Kinder müssen über mehrere Jahre mehrmals operiert werden. Die körperlichen Folgen können auch schmerzhaft sein. Zusätzlich bekommen die intergeschlechtlichen Kinder Hormone, um ihre Entwicklung in die eine oder andere Richtung zu steuern. All das ist für Betroffene häufig traumatisierend und viele erleben zusätzlich dazu Ausgrenzung und Mobbing.
Die Bundesregierung will noch in dieser Legislaturperiode rechtlich Klarheit darüber schaffen, wann eine Operation angebracht ist und wann nicht. Auch ein generelles Verbot steht zur Debatte.
Über „geschlechtsangleichende“ Operationen und die Beratung von Eltern zu diesem Thema hat detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit Anike Krämer von der Ruhr-Universität-Bochum gesprochen.
Redaktion: Frida Neander Rømo