Die Pisa-Studie ist das Schwergewicht unter den Schulvergleichsstudien. Erstmals wurde der Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2000 veröffentlicht. Das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler sorgte damals für große Aufregung. Vom „Pisa-Schock“ war jahrelang die Rede.
Die neue Pisa-Studie
Alle drei Jahre erhebt die OECD seither neue Daten. Auch 2016 blicken Bildungsforscher, Lehrer und Bildungspolitiker wieder gespannt auf die Ergebnisse der jüngsten Bildungsstudie. Eine halbe Million Schüler aus 72 Ländern haben sich an den Tests beteiligt. Die Prüflinge sind 15 Jahre alt und werden in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen getestet.
In allen drei Bereichen lagen deutsche Schüler im Jahr 2000 unter dem OECD-Durchschnitt. Das hat sich geändert. Heute schneiden die Schüler in Deutschland wesentlich besser ab und belegen Platz 16 im Ranking der OECD. Während sich die Leistungen im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften seit 2006 jedoch nicht substantiell verbessert haben, gibt es offenbar Fortschritte bei der Lesekompetenz der deutschen Schüler.
Strahlkraft vs. Aussagekraft
Doch wie aussagekräftig ist diese Platzierung? Darüber herrscht unter Bildungsexperten Uneinigkeit. Die Kritik an Pisa ist so alt wie die Studie selbst: Unterschiede in den Lehrplänen der einzelnen Länder würden nicht berücksichtigt. Außerdem interessiere der Test sich nicht für die geisteswissenschaftlichen und musisch-künstlerischen Kompetenzen der Schüler.
Klar ist: Die Pisa-Studien haben die Bildungspolitik der beteiligten Länder geprägt. Viele der großen Bildungsreformen der letzten Jahre gründen auf Befunden der einflussreichen Erhebung.
Was wichtig ist, ist eine langfristige und kohärente Strategie, um den Bildungserfolg sicherzustellen. – Matthias Rumpf, OECD
Doch gerade einer langfristigen Bildungspoltik laufe das Konzept der Pisa-Studien entgegen, bemängeln Kritiker. Nachhaltige Bildungsreformen würden schnell ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen. Die alle drei Jahre veröffentlichten Rankings stünden solchen Reformbewegungen im Wege.
Das OECD-Ranking ist das Resultat eines Wettbewerbs. Und die deutsche Bildungslandschaft sollte deshalb vor allem eines sein: wettbewerbsfähig. Diese Logik wird ebenfalls kritisiert. Der Chefkoordinator der Pisa-Studie, Andreas Schleicher, sagt: „Wenn wir wollen, dass unsere Kinder nicht nur fast so gut wie ein Smartphone sind, dann müssen wir die Ziele höher stecken.“
Illusion der Eindeutigkeit
Der Reiz eines Rankings liegt in seiner Eindeutigkeit. Doch ergibt ein Ranking angesichts der enormen Unterschiede zwischen den teilnehmenden Ländern überhaupt Sinn? Auch die OECD relativiert:
Wir können jetzt kein Ranking liefern wie die Bundesliga oder so. – Matthias Rumpf
Deshalb fordert beispielsweise der Bildungsforscher Hans-Dieter Meyer, dass man eine Alternative zum verlockenden, aber politisch und pädagogisch fragwürdigen Rankingkonzept etabliert.
Wie steht es um die deutschen Schüler? Hat die Digitalisierung des Unterrichts Erfolg? Wie gesund ist Wettbewerb für Bildung? Matthias Rumpf ist Sprecher der OECD. Mit ihm hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel über die jüngsten Ergebnisse der Pisa-Studie gesprochen.
Redaktion: Luis Hautzinger