Heldenhafte Verräter?
Hinweisgeber, Enthüller oder neudeutsch Whistleblower sind oft umstrittene Figuren. Für die einen sind sie Helden des Gemeinwohls. Für die anderen sind sie Verräter. Edward Snowden, Julian Assange oder zuletzt Christopher Wylie sind weltweit bekannt. Sie alle haben Skandale aufgedeckt, die die Allgemeinheit betreffen. Doch die Folgen für ihr persöhnliches Leben sind oft erheblich. Denn vielerorts ist der Whistleblower-Schutz bislang kaum vorhanden.
Der Whistleblower hat eigentlich nur Nachteile, während der Denunziant Vorteile hat. Man kann es mit der Formel zusammenfassen: Der Denunziant biedert sich an. Der Whistleblower legt sich an. – Annegret Falter, Vorsitzende des Whistleblower-Netzwerks e. V.
Assange sitzt in der Londoner Botschaft von Ecuador fest. Snowden hängt in Russland. Doch auch Hinweisgeber kleinerer Enthüllungen müssen mit schwerwiegenden Konsequenzen leben. Zum Beispiel mit Versetzungen, Disziplinarverfahren, Schadensersatzforderung oder schlicht mit Mobbing.
Whistleblower-Schutz lange gefordert
Die EU-Kommission hat nun in dieser Woche eine Richtlinie vorgelegt, die Whistleblower besser schützen soll. Jahrelang hat das Europaparlament die Kommission zu diesem Schritt gedrängt. Das Papier sieht unter anderem vor, dass große Unternehmen Hinweisgebersysteme aufbauen müssen. Informanten sollen so offizielle Anlaufstellen für ihre Enthüllungen haben. Doch Kritikern gehen die Ideen nicht weit genug.
Wenn diese Richtlinie so umgesetzt würde, dann würde sie eine verstärkte Unübersichtlichkeit und Rechtsunsicherheit für die Whistleblower bedeuten. – Annegret Falter, Whistleblower-Netzwerk
Wie ein umfassender Schutz für Whistleblower aussehen müsste, hat sich detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz von Annegret Falter erklären lassen. Sie ist Vorsitzende des Vereins Whistleblower-Netzwerk.
Redaktion: David Seeberg