Eine gesunde Gemeinschaft braucht solidarische Mitglieder. Das gilt auch für die Europäische Union. Denn sie ist nicht nur eine Wirtschafts-, sondern auch eine Wertegemeinschaft. Doch die Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten sind groß, die wirtschaftliche Stärke zunehmend ungleicher – das belastet das europäische Projekt.
Die Europäische Kommission hat nun ein Programm aufgelegt, das insbesondere junge Europäer ansprechen und Vorzüge der Europäischen Gemeinschaft aufzeigen soll: das Europäische Solidaritätskorps.
Arbeit, Austausch, Engagement
Die Idee: Eine zentrale Plattform vermittelt junge Erwachsene an gemeinnützige Projekte, europaweit. Sie arbeiten beispielsweise in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Flüchtlingshilfe oder im Umweltschutz. Auch nach Naturkatastrophen könnten sie zum Einsatz kommen. Der interkulturellen Austausch soll die europäische Gemeinschaft stärken, so die Hoffnung.
Darüber hinaus hat das Programm noch einen anderen Zweck: Es soll den jungen Erwachsenen den Einstieg in ein festes Arbeitsverhältnis erleichtern. Insbesondere Griechenland und Spanien haben mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen. Ein Allheilmittel ist der Solidaritätskorps nicht, das ist auch den Initiatoren klar.
Es gibt in einigen Ländern in Europa nach wie vor eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, die wird dadurch nicht verschwinden. – Richard Kühnel, Vertreter der EU-Kommission in Deutschland
Insbesondere Griechenland und Spanien haben mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen. Beinahe jeder zweite zwischen 15 und 24 Jahren ist hier arbeitslos. Aus einem ähnlichen Grund wurde bereits 2013 die sogenannte EU-Jugendgarantie eingeführt.
Solidaritätskorps – Symbiose oder Konkurrenz?
Doch das Programm stößt nicht nur auf Gegenliebe. Die Evangelische Kirche sieht nicht, dass durch das Programm ein zusätzlicher Nutzen geschaffen würde. Immerhin gebe es bereits eine Vielzahl von Projekten, innerhalb derer man sich auf europäischer Ebene engagieren und solidarisch zeigen könne.
Müssen andere Programme nun finanzielle Engpässe befürchten? Wird das Konkurrenzprodukt Europäischer Solidäritätskorps andere Einrichtungen überflüssig machen? Aus Sicht der EU-Kommission sind diese Ängste unbegründet.
Wir wollen keine Konkurrenz aufbauen, sondern wir wollen helfen, dass die Freiwilligentätigkeit in Europa auf eine breitere Basis kommt. – Richard Kühnel
Welchen konkreten Zusatznutzen bietet der Europäische Solidaritätskorps? Wer kann überhaupt mitmachen? Und welche Schwierigkeiten bestehen aktuell noch? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler mit Richard Kühnel, dem Vertreter der EU-Kommission in Deutschland gesprochen.
Redaktion: Luis Hautzinger