Play
Foto: John MacDougall | AFP
Bild: John MacDougall | AFP

Der Fall Amad Ahmad

„Polizisten vertuschen regelmäßig Fehler“

Amad Ahmad ist unschuldig in Haft gekommen und dort verbrannt. Trotz vieler Unklarheiten sind die Ermittlungen eingestellt worden. Dagegen haben die Angehörigen nun Beschwerde eingereicht.

Unschuldig in Haft, dann verbrannt

Der 26-jährige Syrer Amad Ahmad sitzt zwei Monate unschuldig in Haft, dann bricht in seiner Gefängniszelle ein Feuer aus und wenig später erliegt der junge Mann seinen Verletzungen. Trotz vieler ungeklärter Fragen, hat die Staatsanwaltschaft Kleve die Ermittlungen in dem Fall Anfang November eingestellt. Der Anwalt der Opferfamilie hat zwar Beschwerde dagegen eingelegt, doch ob dies zu einer Wiederaufnahme der Ermittlungen führen wird, ist zweifelhaft.

Was man bis jetzt sicher weiß: Der 26-jährige Syrer ist Opfer einer Namensverwechselung geworden. Da das deutsche Strafrecht keine fahrlässige Freiheitsberaubung kennt, konnte die Staatsanwaltschaft Kleve den zuständigen Beamten kein strafbares Verhalten nachweisen.

Der Notruf von Amad Ahmad wurde ignoriert

Die Umstände der Verwechslung sind bemerkenswert: Zunächst heißt es von Seiten der Polizei, es habe einen offenen Haftbefehl auf einen Malier mit dem selben Namen gegeben. Zwar ist dessen richtiger Name unklar, da der gesuchte Dieb unter mehreren Identitäten unterwegs ist. Ganz offenkundig hat der tatsächlich gesuchte Mann aber auch eine andere Hautfarbe als Amad Ahmad. Spätere Recherchen legen den Verdacht Nahe, dass der polizeiliche Datensatz, der den Malier als Amad Ahmad ausgewiesen hatte, manipuliert worden ist.

Doch nicht nur die Umstände der Festnahme sind erklärungsbedürftig: So fiel die Verwechslung nicht nur ganze zwei Monate nicht auf, unklar ist auch, wieso Ahmad die JVA Kleve nicht verlassen hatte – was er gegen Zahlung einer Kaution gedurft hätte. Auch der Verbrennungstod des jungen Mannes wirft Fragen auf, so gibt es zum Beispiel Zweifel an der offiziellen Darstellung des Brandverlaufs.

Datenbanken machen keine Fehler. Es sind ganz offensichtlich falsche Angaben gemacht worden. − Prof. Thomas Feltes, Polizeiwissenschaftler und Kriminologe

Ob man noch auf eine Aufklärung dieses Justizskandals hoffen darf, weshalb die Aufklärung so schleppend verläuft und was unternommen werden müsste, damit solche Fälle künftig nicht unaufgeklärt bleiben, darüber spricht detektor.fm-Moderator Christian Erll mit dem Kriminologen und Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes.

Der Fall Amad Ahmad 08:07

Prof. Thomas Feltes - ist Kriminologe und Polizeiwissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum

ist Kriminologe und Polizeiwissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum
Ich plädiere, wie viele Kriminologen und Polizeiwissenschaftler, dafür, eine unabhängige Untersuchungseinheit in Deutschland zu schaffen, die in solchen Fällen tätig werden könnte.Prof. Thomas Feltes

Redaktion: Dominik Lenze

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen